Archive for the 'Theologie' Category

Sie befinden sich im Archiv von Bendorfer-Lehrhaus .

Wie der Wille des Schöpfers auf den Kopf gestellt wurde.

Der hebräische Text Genesis 3,20 ist so zu übersetzen:
„Der von der Erde (Adàm – Adam`äh >Ackerboden) nannte seine Frau Leben (Chaw`äh), denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen“.
Dass die Übersetzung von Chaw`äh mit „Leben“ richtig ist, wussten bereits die Autoren der Septuaginta (LXX), deshalb übersetzten sie mit ζωή (>Zoe> Leben). Die Vulgata übernahm das hebräische Wort und latinisierte es zu EVA.
Aus diesem Text zogen die Rabbinen den Schluss, dass die Ehe für alle Menschen verpflichtend sei und fügten Genesis 2,18 „ Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt“ als weiteren Beweis dazu.
Im Hellenismus werden die biblischen Texte kulturell umgedeutet. Bei Philon von Alexandrien, einem der berühmten jüdischen Philosophen und Theologen in der Zeitenwende, finden wir ein deutliches Beispiel:
Adam = Vernunft.
Eva = Sinnlichkeit.
Die Schlange = Sexuelles Begehren (Lust).
Je mehr sich die junge Kirche von ihrer jüdischen Wurzel entfernte, umso mehr verinnerlichte sie die hellenistischen Deutungen. Nicht mehr das Zusammenleben von Mann und Frau ist der Wille des Schöpfers sondern das Single-Dasein. Die Caelibati (>lat. Caelebs = ehelos) werden zum Idealtyp des erlösten Menschen.

Adam und Eva im Paradies - gemalt von Lukas Cranach d. Älteren

Adam und Eva im Paradies – gemalt von Lukas Cranach d. Älteren

Virgo inter vrgines

Virgo inter vrgines

Posted by Kittlauss on Sep 3rd 2015 | Filed in Biblische Studien | Kommentare deaktiviert für Wie der Wille des Schöpfers auf den Kopf gestellt wurde.

Ein altes Bild von der Geistkraft – erklärt von Luise Schottroff

Resurrection_of_the_Dead_vision a

Eine der „Urmütter“ der feministischen Theologie, Luise Schottroff, (†8.2.2015) hat in einem ihrer letzten Beiträge eine kurze Studie zum so genannten „Zungenreden“ (1 Kor.14 und Apg 2). geschrieben. Dieser Beitrag ist in der neuen Ausgabe von „Bibel und Kirche“ (Katholisches Bibelwerk 70/3) nachzulesen. In ihrer Sprachanalyse übersetzt Schottroff das „lallein heterais glossais“ (> in anderen Sprachen reden) als „reden in der Muttersprache“. In der multikulturellen Umwelt, so Schottroff, durften Gemeindemitglieder, die nach Jerusalem und Korinth zugereist sind, in ihrer Muttersprache reden und beten, ohne, dass sie deshalb diskriminiert wurden. Das war das Wunder von Pfingsten. Zur Hinführung auf diese Interpretation der biblischen Texte erklärt Schottroff ein Fresco aus dem dritten Jahrhundert (> Dura europos) zur Vision des Propheten Ezechiel (37. Kapitel), das über Google zu finden ist: In der linken Szene des Bildes wird der Prophet Ezechiel auf ein Feld mit zerschlagenen Menschen gestellt. In der nächsten Szene wird gezeigt, wie Gottes Wirken die zerstückelten Leiber wieder zusammensetzt, aber sie sind noch nicht lebendig. Nun kommt die Gotteskraft (hebr. Ruach, Geistkraft) aus den vier Himmelsrichtungen. „Sie ist in vier zarten Frauen mit Flügeln verkörpert. Sie tragen elegante durchsichtige Gewänder, hoch geschlitzt bis über das Knie. Die Inspiration durch Schmetterlinge ist erkennbar. Eine von den zarten Frauen sieht man die leblosen Körper berühren. Das neue Leben ist in dem nächsten Bildabschnitt in Gestalt einer Menschengruppe dargestellt. Sie verkörpert das Volk, das wieder lebendig geworden und von der Gewalt (> des Todes) befreit worden ist.
Biblischer Text, Bild aus der frühen Kirche und Erklärung durch Luise Schottroff geben uns ein ganz anderes Gottesbild, als wir es gewohnt sind. Wir werden erinnert, dass wir das Geheimnis „des Göttlichen“ nur in begrenzten Bildern aus unserer Erfahrungswelt darstellen und begreifen können. Für die Römische Männerkirche, wie ich etwas boshaft die Katholische Kirche gerne nenne, ist dieses Fresco eine Hilfe zur Gewissenserforschung.

Posted by Kittlauss on Aug 12th 2015 | Filed in Aktuell,Biblische Studien,Christliche Kunst,Katholische Kirche kontrovers | Kommentare deaktiviert für Ein altes Bild von der Geistkraft – erklärt von Luise Schottroff

Hommage auf Erwin Utters

Der-engagierte-Seelsorger-Erwin-Utters-privat-8221Ich möchte eine Hommage auf Erwin Utters ausgesprechen, der am 16. Juli 2015 im Alter von 82 Jahren „im Kreis seiner Lieben friedlich eingeschlafen“ ist. Erwin Utters war klein an Gestalt, aber er hatte ein weites Herz und einen großen Geist. Viele Jahre war er der katholischen Pfarrgemeinde St. Martin in Koblenz- Pfaffendorfer Höhe Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens und prägte ihre Spiritualität. Von nah und fern kamen Menschen, um mit ihm Gottesdienst zu feiern und seine Worte zu hören. An drei Szenen werde ich mich immer erinnern: Er stand nur am Altar, wenn er da in Funktion war; ansonsten saß er bescheiden mit den Ministrantinnen und Ministranten in der ersten Bank. Vor der Kommunion lud er alle ein, das Brot des Lebens zu empfangen; „es könne sich nur jeder selbst ausschließen“, fügte er immer hinzu. Und erst wenn die Gemeinde kommuniziert hatte, versammelte er die Gottesdiensthelfer um den Altar, um mit ihnen Brot und Wein zu teilen. Erwin Utters hatte das Charisma mit den biblischen und liturgischen Texten in Ehrfurcht und Freiheit um zu gehen. Er scheute nie, seine eigenen Zweifel und Fragen auszusprechen und hielt nie mit berechtigter Kritik auch am System Kirche zurück. Morgen findet in St. Martin das Traueramt um 11 Uhr statt und anschließend die Beerdigung. Aus dem Ganzen ist er gekommen und zum Ganzen kehrt er zurück. Wir aber halten einen frommen, bescheidenen, engagierten und weisen Priester in der Erinnerung.

Posted by Kittlauss on Jul 22nd 2015 | Filed in Aktuell,Katholische Kirche kontrovers,Spiritualität und | Kommentare deaktiviert für Hommage auf Erwin Utters

Zur neutestamentliche Bewertung der Ehescheidung

 

In der innerkatholischen Auseinandersetzung um die Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion wird von den Bischöfen immer Bezug genommen auf das Gebot Jesu. Ich habe mir deshalb die Mühe gemacht, die betreffenden neutestamentlichen Texte genauer anzusehen und fasse das Ergebnis kurz zusammen.

Der Markustext 10,2-12 schildert zunächst einen öffentlichen Disput Jesu mit seinen Widersachern (hier als Pharisärer benannt) und anschließend eine Schülerbelehrung im privaten Raum (im Haus).
Hintergrund ist ein Gesetzestext im Buch Deuteronomium. Das Deuteronomium regelt spezielle Fälle der Mann-Frau-Beziehung und hat dabei immer den rechtlichen Schutz der Frau im Auge. Zuerst geht es um die Verdächtigung durch einen Ehemann, der seine Frau nicht mehr liebt. Nur wenn zweifelsfrei bewiesen werden kann, dass die Frau bereits vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatte, darf der Mann sie entlassen und dem Gericht übergeben (Deut 22, 13-21). Dann geht es um die Bestrafung eines Paares, das des Ehebruchs überführt wird (Deut, 22,22) und um das Verbot der sakralen Prostitution (Deut 23, 18-19). Im nächsten Kapitel steht die Stelle, auf die der Markustext Bezug nimmt. Es handelt sich wieder um die kasuistische Schilderung eines Falles. Eine Frau war zweimal verheiratet. Der erste Mann hat weggeschickt, weil er sie nicht mehr liebt. Auch der zweite Mann hat sich von ihr getrennt bzw. ist verstorben. Die Frau ist wieder allein. Darf sie nun zu ihrem ersten Mann zurückkehren, wenn dieser es wünscht? Dies ist die Frage. Hintergrund ist auf der einen Seite, das Recht des Mannes, sich von seiner Ehefrau zu trennen, indem er ihr eine Scheidungsurkunde überreicht; auf der anderen Seite, dass alleinlebende Frau rechts- und schutzlos sind. Die Antwort des Deuteronomiums ist eindeutig. Durch die zweite Heirat ist die Frau für ihren ersten Mann unberührbar geworden. Eine Wiederheirat ist nicht möglich.
Markus schildert nun, wie die Widersacher Jesu auf diesen Deuteronomiumstext Bezug nehmen und in typisch jüdischer Diskutierweise eine Fangfrage stellen: „Darf ein Mann seine Frau wegschicken?“ Jesus antwortet nicht mit Ja oder Nein sondern reagiert mit einem theologischen Hinweis, dass zwischen dem Deuteronomium und dem Genesisbuch ein eklatanter Widerspruch besteht. Denn das Deuteronomium gibt ein Gesetz des Moses wieder, die ursprüngliche Schöpfungsordnung (Buch Genesis) aber hat Mann und Frau zu einem Fleisch verbunden. Die Schlussfolgerung, die Jesus zieht „ Was also Gott zusammengefügt hat, soll ein Mensch nicht trennen“ (Mk10, 9), bezieht sich eindeutig gegen das Vorrecht des Mannes, sich von seiner Frau durch eine Scheidungsbrief willkürlich und ohne Begründung zu trennen. Die gängige Praxis, dass der Mann seine Frau ohne Begründung wegschicken kann, ist gegen die Schöpfungsordnung und lediglich ein Zugeständnis. Die heutige Frage, wie bei einer zerstörten Ehe zu verfahren ist, wird hier nicht berührt. Auf diese Deutung weist auch die Analyse des Textes hin. Der Evangelist zitiert aus den beiden Schöpfungsberichten Genesis 1,27 (>als männlich und weiblich erschuf er sie) und Genesis 2,24 (das Verlassen). Als Text liegt ihm die Septuaginta (griechische Übersetzung) vor. Ein Vergleich mit dem hebräischen (ursprünglichen) Text hilft zum besseren Verständnis, was Markus sagen will:

Hebräische Fassung von Genesis 2,24 :
Deshalb wird verlassen ein Mann seinen Vater und seine Mutter und wird anhangen seiner Frau und sie werden zu einem Fleisch. MK 8,10 (Septuaginta)
Aus diesem Grund wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen (und seiner Frau anhangen) , und die zwei werden zu einem einzigen Fleisch. So dass sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch sind. Was nun Gott zusammengebunden hat, soll ein Mensch nicht mehr trennen.“ (Mk 8,10).

Martin Ebner gibt den Hinweis, dass die Berufung auf die Schöpfungsordnung die Gleichartigkeit von Mann und Frau gegen die die Überordnung des Mannes betonen will. Wie bei einem Ochsengespann sind Mann und Frau zusammengespannt. Die rechtliche Sanktionierung männlicher Übermacht wird von Jesus abgelehnt.
In dem zweiten Teil des Markustextes wird der Ort gewechselt. Dies entspricht jüdischer (und auch allgemein hellenistischer) Praxis, einen öffentlichen Disput im kleineren Kreis fortzusetzen und zu vertiefen. Die Jünger sind verunsichert, da das Scheidungsrecht gängiges Recht ist. Auch Frauen können – wenn auch unter wesentlich erschwerten Bedingungen – dem Mann einen Scheidungsbrief ausstellen. Deshalb betont der Evangelist, dass hier das (einseitige) Entlassen gemeint ist.
Diese Deutung des Markustextes wird durch das Matthäusevangelium bestätigt, wo wir zwei Stellen finden, die das Scheidungsproblem ansprechen.
Mt.19, 3-9 ist die Parallele zum Markustext. Auch hier geht es um das einseitige, willkürliche und formalgesetzlich ermöglichte Fortschicken des Ehepartners. Anders ist es zu bewerten, wenn der Partner durch Unzucht (>= außerehelichen Geschlechtsverkehr) die Ehe bricht. Die eheliche Beziehung zwischen Mann und Frau schafft einen neuen Menschen (>= ein Fleisch). Deshalb setzt Matthäus die Entlassung der Neuheirat gleich, wenn der sündhafte Bruch der von Gott gewollten ehelichen Verbindung berührt wird.
Die zweite Stelle findet sich bei Mt. 5,32. Sie bringt nichts Neues. Gleiches gilt für Lk 16.18.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Evangelien mit der Berufung auf Jesus das einseitige, willkürliche und nicht begründete Mosaische Scheidungsrecht als Verstoß gegen die Schöpfungsordnung verwerfen.
Im 1. Korintherbrief findet sich im 7. Kapitel eine längere Abhandlung zum Thema Ehe, Heiraten und Nichtheiraten. Die Autorenschaft des Apostel Paulus gilt als gesichert; der Brief wird einhellig auf die Jahre 53—55 datiert. Hintergrund sind aufgekommene Fragen in der (kleinen) Gemeinde von Korinth. Paulus lebt noch ganz in der Erwartung der Wiederkunft Christi: „Dies aber sage ich Brüder, die Zeit ist begrenzt.“ (1 Kor 7, 29) . In dieser letzten Zeit – also im Angesicht der kommenden Verwandlung -– haben sich die Regeln geändert. Am besten soll jeder sein Leben unverändert weiter leben (1 Kor.7,17ff). Der Verheiratete soll sein Eheleben weiterführen, der Unverheiratete soll keine Beziehung eingehen. Doch Paulus kennt den Menschen und ist ganz Seelsorger; deshalb vermeidet er allen Rigorismus. So gibt er seinen Rat für ganz unterschiedliche Situationen. Die Unverheirateten und Witwen sollen lieber heiraten, wenn die Gefahr besteht, dass sie “vom Feuer (> der Begierde) verzehrt werden“. (1 Kor 7, 8f;39f ). Eheleute sollen die sexuelle Vereinigung pflegen (1Kor. 7,1ff). Wenn in einer Ehe der eine Partner zum Jesusglauben gekommen ist und der andere nicht, dann sind sie beide ebenso wie ihre Kinder geheiligt (a Kor.7, 11 ff). Wenn aber ein „Leben in Frieden“ nicht möglich ist, sollen sich die Eheleute gütlich trennen.

Auf diesem Hintergrund der biblischen Überlieferung ist die Praxis der orthodoxen Kirchen, die Wiederverheiratung Geschiedener differenziert und barmherzig zu beurteilen, durchweg positiv einzuschätzen, während das starre Festhalten der Römischen Kirche am Kommunionsverbot deutlich als unchristlich und klerikales Machtgehabe gebrandmarkt werden muss.

Dieter Kittlauß

Posted by Kittlauss on Nov 2nd 2014 | Filed in Aktuell,Biblische Studien,Katholische Kirche kontrovers | Kommentare deaktiviert für Zur neutestamentliche Bewertung der Ehescheidung

Ryans Predigt über seinen Glauben und seine Sexualität.

Ashampoo_Snap_2014.09.07_23h04m37s_002 cartoon_Auf einer internationalen Chatseite, wo sich junge Männer aus allen Ländern und Kulturen sexuell austoben, findet sich mitten drin ein Video, das völlig aus der Reihe springt. Da sitzt ein US – Boy nackt im Schneidersitz, spielt ab und zu an seinem Penis, und hält einen ernsten Vortrag. Ich habe nicht viel verstanden, aber hatte das Gefühl, dass da eine wichtige Botschaft vermittelt wird. Es dauerte lange, bis ich jemanden fand, der das amerikanische Englisch, noch dazu in schlechter Qualität, übersetzen konnte. Weil ich die „Predigt“ des jungen Mannes für bemerkenswert halte, gebe ich sie hier wieder und will dabei soweit wie möglich am Text bleiben. Das Bild habe ich verfremdet.
Der US-Boy hat einen Namen, der mit R anfängt. Das lange amerikanische AR lässt den Namen nur erraten. Nennen wir ihn Ryan.
Ryan fragt sich: „Wie kann ich Christ sein und ein solches Video veröffentlichen? Wie passt das zusammen mit meinen religiösen Überzeugungen, so ein Video auf einer Webseite zu veröffentlichen, auf welcher sich triebgesteuerte und allein am Sex interessierte Nutzer befriedigen? Verstoße ich nicht gegen die religiösen Normen?“ Und diese Frage führt ihn zu einer ihm viel wichtigeren: „Was sind meine religiösen Überzeugungen? Was glaube ich? Passt dieses Video zu meinen religiösen Überzeugungen – wie kann ich damit umgehen, wenn das nicht passt und ist das `gut`?“.
Ryan erzählt dann: „Ich wurde streng christlich erzogen und stellte irgendwann fest, dass ich homosexuell ausgerichtet bin und nichts daran ändern kann. Ich sah mich mit dem religiösen Standpunkt „Schwul = falsch“ konfrontiert, kam aber zu dem eigenen Standpunkt, dass diese Auffassung falsch sein muss. Religion erscheint für viele langweilig und dumm, weil es um die Anwendung von über 2.000 Jahre alten Regeln geht – wie sollen die heute noch gültig sein? Möglicherweise sind einige Trends aus der Bibel heute noch gültig – so verstehe ich die Bibel. Aber die Bibel ermutigt die Menschen, glücklich und achtsam miteinander zu leben. Dagegen wird die Bibel oft benutzt, um Menschen zu entmutigen und sie zu kontrollieren. Dies läuft aber dem Sinn der Bibel zuwider. Genau weiß ich natürlich nicht, was der Sinn der Bibel ist. Aber wer andere Menschen liebt und sich um sie sorgt, kann die Bibel nicht falsch verstehen.
Religion ist dazu da, um das persönliche Verhältnis zu Gott zu stärken. Die Beziehung zu Gott beruht aber nicht auf den religiösen Regeln, sondern auf der Liebe und Sorge um andere Menschen, und darauf, dass man dasjenige tut, von dem man glaubt, dass dies das Beste ist, um zu lieben und sich um andere Menschen zu sorgen. Dies ist ein Weg, um Vertrauen in andere Menschen zu stärken – und ich stärke mein Vertrauen in Gott, denn er sorgt sich um mich und unterstützt mich genauso. Das ist mein Verständnis von Religion und ich meine, es ist eigentlich recht einfach.“
„Nun die Frage: Wie passt das dazu, dass ich dieses Video veröffentliche, wie auch andere Videos? Dabei geht es um mein Verständnis von Sexualität. Viele Menschen verstehen Sexualität als etwas Privates, was man verstecken muss. Richtig ist meines Erachtens, dass Sexualität etwas Persönliches und Intimes ist. Allerdings ist Sexualität aus meiner Sicht wesentlich offener. Menschen sind glücklich, wenn sie tun können, was auch immer sie tun wollen. Natürlich solange sie andere Menschen nicht beeinträchtigen. Aber ich glaube nicht, dass ich andere beeinträchtige, wenn ich Nacktvideos von mir veröffentliche – möglicherweise gefallen sie euch ja. Wenn andere sagen, ich mache etwas Falsches, weil ich die falsche sexuelle Einstellung hätte – „Hals und Beinbruch – was glauben diese Menschen eigentlich, wie ich wirklich bin? Jedenfalls passt dies zu meinem Verständnis von Religion und zu meinem Glauben, denn das heißt für mich: andere Menschen zu unterstützen. Bereits dadurch, dass sie einen Anlass haben, darüber zu reden – lasst uns darüber diskutieren!“
Nun wird Ryan sehr persönlich. Er will seine Einstellung zu seiner Sexualität und zu seinem Körper vermitteln, auch wenn es ihm offensichtlich schwer fällt. Man merkt dies an seiner Gestik.

„Das ist eine interessante Diskussion. Ich versteh mich selbst als recht offen. Mir sind die anderen Jungs nicht egal, ich habe viele Dates ohne schlechtes Gewissen zu haben. Das soll aber nicht heißen, das ich oberflächlich bin. Wenn ich chatten möchte – jetzt meine ich nicht solche Diskussionen wie diese, sondern Chatten via MSN, Yahoo etc. – dann müssen da schon heiße Jungs sein. Da suche ich nach gutaussehenden Menschen. Sie müssen vor allem jung sein. Selbst wenn man eine wunderbare Konversation mit einem leicht übergewichtigen, älteren Herrn hat, dann fühle ich mich nicht sexuell von ihm angezogen, was unglücklich sein mag, aber so bin ich eben. Beim Chatten bin ich eher interessiert an jemandem, der mir nicht erzählt, dass er 50 Jahre alt ist und vier Kinder hat. Natürlich sind solche Menschen wundervolle Persönlichkeiten; dennoch bin ich dann nicht besonders interessiert, obschon man mit solchen Menschen wunderbare Konversationen haben kann. Aber sie passen nicht zu mir. Solange du jung – also nicht zu alt bist – und heiß bist, da ist das so. Auch ich bin nicht zu einhundert Prozent frei von Oberflächlichkeit. Aber ich bin froh, das zuzugeben. Wenn Menschen vorgeben, sie seien nicht oberflächlich, es dann aber doch ein bisschen sind, führt das manchmal zu Missverständnissen. Wenn sie jemanden richtig heiß finden, geraten sie dann in Konflikte mit sich selbst. Das ist schon interessant.“
Wir kennen diesen jungen Mann nicht näher, auch nicht, was er jetzt macht oder wo er lebt. Aber es wird doch sehr hautnah deutlich, wie uns hier ein konkreter, suchender und wertvoller Mensch anspricht, dem es ein großes Anliegen ist, seinen Glauben und seine Sexualität zusammenzubinden.

Posted by Kittlauss on Okt 31st 2014 | Filed in Aktuell,Biographisches,Spiritualität und,Was das Leben angeht | Kommentare deaktiviert für Ryans Predigt über seinen Glauben und seine Sexualität.

« Prev - Next »