Die Jesusbewegung nach Ostern

 

Das Volk Israel war überzeugt, dass es kein Zufall war, dass die früheren Generationen Schritt für Schritt JAHWE (יהוח)  als ihren und den einzigen Gott erkannt hatten. Sie sahen darin die Auserwählung aus den Völkern, damit das Vertrauen auf Gott in der ganzen Menschheit erhalten bliebe. Jesus war galiläischer Jude und fühlte in sich die Berufung wie die früheren Propheten Hosea, Elias, Jeremias, Jesaja  und Hesekiel, sein Volk zu seinen religiösen Wurzeln zurückzuführen. Mit seinem Jünger- und Freundeskreis scharte er um sich eine Gruppe von Menschen, sich seiner Aufgabe anschlossen. Aber nach anfänglicher Begeisterung wendet sich das Volk ISRAEL von Jesus wieder ab und die religiösen Führer spielen schließlich Jesus den Römern als Anarchist und Terrorist zu. Mit der Hinrichtung am Kreuz scheint  Jesus als Mensch und Prophet gescheitert zu sein. Aber seine Gruppe lebt in einem visionären Bewusstsein, dass sie jetzt berufen sind, die Rolle Jesu weiter zu führen. Sie sind überzeugt, dass Jesus nach seinem Tod zu ihnen Verbindung hat.

Die Mitglieder dieser zahlenmäßig kleinen Jesusbewegung leben vorwiegend in Jerusalem; es sind fromme Juden oder gottesfürchtige Nichtjuden, die nach dem jüdischen Glauben leben. Sie nehmen an den Gottesdiensten im Tempel teil, treffen sich unter sich, um das Gedächtnis ihres Herrn zu pflegen und gelten als eine der vielen jüdischen Sekten und Gruppen.

Dies ändert sich durch Paulus, einen ausgebildeten jüdischen Theologen mit römischem Pass. Paulus schließt sich der Jesusbewegung an und nach einer dreijährigen Vorbereitungszeit fühlt er sich berufen, die Frohbotschaft Jesu auch in Kleinasien und Griechenland zu verbreiten. In den Zentren der damaligen Zivilisation und Kultur gründet er eine stattliche Anzahl von Gemeinden, schreibt Briefe über die Frohbotschaft der Nachfolge Jesu, pflegt Kontakte und Freundschaften und verdient sich dazu noch selber seinen Lebensunterhalt als Zeltmacher.

Die Jesusbewegung wird nunmehr immer stärker zu einer Herausforderung des traditionellen Judentums. Die Jesusjünger, die sich bald nach ihrem Herrn und Messias als Christen bezeichnen, beteiligen sich nicht am Widerstandskampf gegen die Römer. Sie bevorzugen die Septuaginta, die griechische Übersetzung  der alttestamentlichen Schriften, und beteiligen sich nicht an der Rückbesinnung auf den hebräischen Text. Auch spielt eine Rolle, dass die Christen zwar das jüdische Ethos weiterleben, aber sich von den vielen kultischen Geboten des Frühjudentums  befreien. Eine wichtige Rolle für die Entfremdung ist auch darin zu sehen, dass die Christen den Gottesnamen KYRIOS auf Jesus übertragen. Nach der Eroberung Jerusalems durch die römischen Truppen unter Vespasian und Titus sind die Christen bestrebt, sich von den nationalistischen Juden abzugrenzen und betonen, dass sie eine neue Religion sind, die sich vom Judentum unterscheidet. Die Jesusbewegung wächst in das Völkergemisch des römischen Reiches hinein. Nun werden auch die aramäisch sprechenden Judenchristen eine Minderheit und verlieren schließlich völlig an Bedeutung.

Kittlauss Jul 13th 2012 12:34 am Biblische Studien Keine Kommentare bisher Facebook Kommentare

Comments are closed.