Andere Bilder von Joshua und seiner Kahal

 

Theologische Studie



In unseren Vorstellungen werden die 2000 Jahre Christlicher Kirche oft rücktransformiert, indem wir nahtlos die Kirche von heute auf die Gründungszeit übertragen. Diese Rücktransformation hat durchaus seinen Sinn, wenn wir uns bewusst bleiben, dass es sich um Bilder unserer Seele, ihrer Hoffnungen und Sehnsüchte, handelt. Aber um den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren, ist es wichtig, auch auf die tatsächliche Wirklichkeit zurückzuschauen; jedenfalls soweit wir sie heutzutage mit unseren wissenschaftlich geschulten Augen erkennen können. Für manchen mag dies befremdend sein, deshalb ist dies in dieser Studie bewusst gewollt. Auf dem Emmaus-Bild[2] der Eisenacher Künstlerin von Käthe Volbers (†) sehen wir zwei galiläische Dorfleute im ersten Jahrhundert. Durch den Evangelisten Lukas kennen wir sie. Den Satz „Brannte nicht unser Herz“ verstehen wir noch heute.

Inhalt:

  1. Rekontruktion
  2. Lottergruppe
  3. Als die Sippe tobte
  4. Wenn der Meister ruft
  5. TOP SECRET: Die apostolischen Ehepaare
  6. Zu zweit allein
  7. Die wahren Jüngerinnen und Jünger
  8. Selbsttranszendenz
  9. Mutation

 

 

1.Rekonstruktion

Im Dezember 2002 veröffentlichte das US-Wissenschaftsmagazin Popular Mechanics einen Bericht über die Rekonstruktion des Kopfes Jesu. Für die Fernsehserie „Son of God“ hatte die BBC den Auftrag zu einer Computeranimation gegeben.  Neben Knochenanalysen aus jesuanischer Zeit wurden alle aktuellen Erkenntnisse der archäologischen Wissenschaften eingearbeitet. Ergebnis: Der durchschnittliche semitische Mann zurzeit Jesu war ca. 1,55 m groß war und wog ungefähr 50 kg.  Da Jesus bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr handwerklich tätig war, kann man davon ausgehen, daß er muskulöser und durchtrainierter war, als er auf westlichen Portraits dargestellt wird. Die archäologischen Funde lassen auch keinen Zweifel, dass die Männer zurzeit Jesu kurze Haare und einen gestutzten Vollbart trugen.[4] In den neutestamentlichen Überlieferungen ist das Aussehen Jesu kein Thema. Der Evangelist Markus beginnt sein Evangelium mit dem öffentlichen Auftreten Jesu. Während er den Täufer Johannes sehr konkret beschreibt, verliert er über das Aussehen seines Romanhelden [5] kein Wort. Da nach dem heutigen Erkenntnisstand Bethlehem als Geburtsort eine theologische Einfügung ist, dürfte Jesus in Nazareth geboren und aufgewachsen sein. Wie im heutigen Israel waren die Orte trotz enger Nachbarschaft kulturell völlig verschieden. Nazareth dürfte ein Dorf mit traditionell jüdischer Bevölkerung[6] gewesen sein, deshalb wurde der Name Joschua gewählt.[7] Eta 10 Km entfernt, gab es die große Stadt Sephoris mit hellenistischer Bevölkerung.[8] Da Jesus nach den Evangelien hoch gebildet war, ist es durchaus möglich, dass er außerhalb von Nazareth Schulbildung genossen hatte. Wir wissen es nicht. Die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel dürfte zu den  legendären Erzählstücken gehören. Keinen Zweifel kann es geben, dass Jesus von Nazareth ein tieffrommer und zutiefst spiritueller Jude war und sich als Reformator für sein Volk Israel berufen fühlte.[9] Sowohl in seiner dreijährigen missionarischen Tätigkeit wie auch nach seinem Tod hat er viele Menschen beindruckt und ihr Leben verändert. Seine Weisheitsworte, Gleichnisse, Sprüche und Geschichten sind zum Weltkulturerbe geworden. Seine Botschaft vom „Vater Unser“ hat unzähligen Menschen  Mut und Kraft zum Leben und Sterben gegeben. Im Musical Jesus Christ Superstar klingt das auch für heutige Ohren nach. Von Herzen kommt auch für viele Christinnen und Christen der Wunsch: „Zeige uns Deine Wege, Herr,  und lehre uns unsere Pfade; bleibe bei uns alle Tage –  bis ans Ende der Welt.“

2.Lottergruppe

Eine Laienspielgruppe tanzt die Hochzeit zu Cana. War es so bei Jesus, als er mit seiner Mutter und seinen Jüngern bei der Hochzeit zu Cana war? Es ist erstaunlich, dass Johannes (als einziger) diese Geschichte so ausführlich erzählt. Wer bei einer Hochzeit der Israelis, der Zigeuner oder  der Deutschrussen dabei war, wird nie vergessen, was dort Hochzeit bedeutet. Die ganze Großfamilie ist da, gefeiert wird tagelang: Essen, trinken, tanzen, Geschichten erzählen, singen – nicht selten bis in die Nacht hinein.  Jesus ist jedenfalls mittendrin. Ob er auch getanzt hat? Seine Feinde werden ihn später einen Fresser und Säufer nennen. Offensichtlich hatte Jesus andere Vorstellungen vom Leben als sein Lehrer, der aszetische Täufer Johannes. Doch für den Evangelisten Johannes ist das alles nebensächlich, denn er erzählt die Hochzeitsgeschichte wegen des Wunders. Jüdische Ohren kannten die Geschichten vom Propheten Elischa, der der alten Witwe das Öl vermehrte, ein gestorbenes Kind zum Leben zurückrief, den General Naaman von seiner quälenden Hautkrankheit heilte und die ganze Stadt Samaria vom Kannibalismus befreite. Darum geht es: die Gruppe um Jesus soll die Gottsendung ihres Meisters  erkennen: „Er offenbarte seine Herrlichkeit und es glaubten an ihn seine Jünger“ schreibt deshalb der Evangelist.. Jesus ist nach der langen prophetenlosen Zeit der neue Prophet. Erstaunlich ist dennoch, dass Johannes diese Geschichte so im Detail erzählt. Es ist ihm wichtig, dass die Mutter Jesu dabei ist, obwohl er Maria in seinem ganzen Evangelium nicht ein einziges Mal mit ihrem Namen nennt. Erstaunlich ist es auch, dass er Jesus gerade bei einer Hochzeit auftreten lässt, wo der Alkohol in Strömen fließt und die Menschen nicht nur einmal in Ekstase geraten. Wir verstehen heute das Leben dieser Jesusgruppe viel besser als frühere Generationen. Es war eine Lottergruppe, Männer und Frauen. In der damaligen Zeit mehr als eine Provokation. Sie ließen ihre Sippe (zeitweilig oder ganz) im Stich und zogen mit Jesus durch die Dörfer Galiläas.  Die meisten dürften weder Schreiben noch Lesen gekonnt haben. Einige kamen vom Täufer Johannes, der strenge Aszese verlangte und das Weltenende als Gericht prophezeite. Nun aber waren sie alle voller Hoffnung, dass sie dem von Generationen erwarteten Gesalbten ( wie die heiligen Könige David und Salomon ) begegnet seien. Nun waren sie dabei – bei der letzten Schlacht um Meggiddo, dem endgültigen Kampf zwischen Gott und seinen Widersachern. Deshalb nahmen sie die Lebensweise von Bettlern auf sich. Mit dem Meister zogen sie durch die galiläischen Dörfer und erlebten, wie auch durch ihre Hände eine unvorstellbare Kraft zu spüren war. Ja, es war eine Lottergruppe, die bettelnd, trunken von Freiheit und der Sehnsucht nach dem Leben  suo gusto (nach eigenem Geschmack),  faszinierend und abstoßend wirkte. Es war nicht ungefährlich, worauf sie sich da einließen. Galiläa war ein politisch unruhiges und gefährliches Land. Es bestand die Gefahr, zwischen den innerjüdischen Zwistigkeiten und römischer Besatzungspolitik zerrieben zu werden. Aber unbeirrbar wussten sie sich nun im Zentrum der Weltgeschichte und begannen sogar die künftigen Ämter unter sich zu verteilen.

3.Als die Sippe tobte

Kapernaum wird mehrmals in den Evangelien erwähnt. Nach dem Matthäusevangelium hat hier Jesus nach der Verhaftung des Täufers Johannes für einige Zeit Zuflucht gefunden. Nach dem Markusevangelium hat er hier mit seinem öffentlichen Auftreten begonnen und auch die Schwiegermutter Simons (> später Kephas / Petrus) vom Fieber geheilt.[10] Bei den Ausgrabungen an der Stelle, wo nach der Überlieferung das Haus des Petrus war, wurden Fundamente aus dem 1. Jahrhundert gefunden. Man kann noch erkennen, dass die Häuser miteinander verbunden waren, so dass eine / mehrere  Großfamilie/n  hier wohnen konnten.  Unser Bild von der heiligen Kleinfamilie (Josef, Maria, Josef) stimmt nicht, wie es das nebenstehende Fenster „Jesus verlässt seine Familie“ suggeriert. [11] Schon eher entspricht die Legende von der Heiligen Sippe, die das Mittelalter so überaus liebte, der familiären Umwelt Jesu.  Danach hat die hl. Anna, die Mutter Marias und Großmutter Jesu, mindestens dreimal geheiratet. Mit diesem Trinubium konnte man die im Matthäusevangelium aufgezählten Brüder und Schwestern Jesu am leichtesten als Cousinen und Cousins erklären und so die Jungfräulichkeit Marias retten. Die ganze Konstruktion ist Legende, historisch zuverlässig ist Jesu Einbindung in eine familiäre Großfamilie – und das wohl immer auf engem Raum. Man hockte aufeinander, lebte miteinander – in dem eisernen Korsett der theokratisch – patriarchalischen Gesellschaft – eng verschweißt durch Religion und Brauchtum. Und dann passiert es: Dann bricht einer aus der geheiligten Ordnung aus; er blamiert  durch sein anstößiges Verhalten die ganze Sippe, wenn nicht sogar das ganze Dorf. Wir wissen, was da passiert. Unzählige Mal sind in frommen Familien – gleich ob katholisch oder evangelisch – junge Menschen geächtet worden.  In einem rein katholischen Eichsfelder Dorf, wurde für jedes Hochzeitspaar eine Birke gepflanzt. Nur wenn die Braut schwanger war, blieb der Platz frei, um die späteren Generationen daran zu erinnern. Es ist auch nicht so lange her, dass die erste Frage der Eltern der  Religion galt: Ist sie katholisch; ist er evangelisch? (oder umgekehrt). Die Tragödien, die wir heute in türkischen Familien erleben, ist unsere eigene Geschichte – und alles ist nicht einmal so lange her. Markus berichtet (und warum sollte er das erfinden?), wie Jesus den ganzen Zorn seiner Sippe erfuhr. Weil er für Hungernde kein Wunder wirkte, und nicht einmal sich Gedanken machte, wie man helfen könne; weil er mit Weibern umherzog und keinem ordentlichen Beruf nachging; weil er die jüdische Hierarchie ständig reizte und sich anmaßte im Namen Gottes zu sprechen; weil er seine Kumpanen abhielt, sich um ihre alten und sterbenden Eltern zu kümmern, weil er seine Anhänger anhielt durch die Dörfer zu ziehen und sogar bei den Armen zu betteln —- liefen „die ihm Nahestehenden“ aus den Häusern heraus, um ihn zu packen und einzusperren. Und die Schriftgelehrten, die eigens von Jerusalem angereist waren, bezeichneten ihn vor allen als  verrückt. „Ein Ketzer ist er“, wir kennen dieses Urteil der frommen Richter aus der Ketzerverfolgung. Dann diese gespenstische Szene, die Markus in seinen Unterlagen findet und in sein Evangelium einbaut: Da kamen seine Mutter (>  Maria) und seine Brüder, um den verrückten Jesus gewaltsam nach Hause zu zerren. Auch diese Ordnung kennen wir. Josef war wohl gestorben, deshalb müssen nun die erwachsenen männlichen Verwandten die Mutter begleiten und für die Herstellung der Ordnung sorgen. Der Satz „und die Mutter Jesu war auch mit dabei“ aus der Hochzeitsgeschichte zu Canan bekommt jetzt einen anderen Klang. Nun ist Maria nicht stolz auf ihren Sohn, nein sie schämt sich seiner. Es ist kein Wunder, dass sich die Kirche zu allen Zeiten mit diesen Texten schwer tat. Ja, wir kennen das, wenn sich die ganze Verwandtschaft berufen fühlt, die Ordnung wieder herzustellen. Markus schildert auch, wie Jesus reagiert hat. „Und er blickte die um ihn herum in einem Kreis saßen der Reihe nach an und sagt: Siehe da, meine Mutter, und meine Brüder. Wer nämlich den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“[12] Markus hat in seinem Evangelienroman die Mutter Jesu nicht ein einziges Mal mehr erwähnt. Der Evangelist Johannes schlägt am Schluss seines Evangeliums eine Brücke zwischen dem sterbenden Jesus und seiner Mutter: „Jesus nun gesehend habend die Mutter und den Jünger danebenstehend, den er liebte, sagt zu der Mutter: Frau, siehe dein Sohn! Dann sagt er zu dem Jünger: Siehe deine Mutter“. [13]Aber auffallend ist der zurückhaltende, fast unpersönliche Ton. Fast so, als ob die Wunden der Entfremdung noch nicht verheilt sind.

4. Wenn der Meister ruft! [14]

Israel war zur Zeit Jesu ein zerrissenes und besetztes Land. Typisch war das Nebeneinander von Städten und Dörfern mit unterschiedlicher kultureller Prägung. Nazareth war ein Kaff mit traditioneller Lebensweise, man sprach aramäisch. Was alle verband, war die überhitzte religiöse Atmosphäre und das Warten auf einen „starken Mann“, der die Verhältnisse zum Guten wendete. Für die Frommen konnte dies nur ein von Gott berufener Prophet sein, ein neuer Mose, ein neuer Elias, einer aus dem Geschlechte Davids. Die Weisen aus dem Osten suchen den neugeborenen König der Juden. Der Bußprediger Johannes drohte die schlimmsten Strafen an, wenn sich nicht alle auf das Kommen des Messias vorbereiteten. Fromme Menschen wie Simeon und Anna gingen jeden Tag in den Tempel, um die Rettung Israels zu erflehen. Es gab auch Radikale wie die Zeloten, die auf einen neuen religiösen Staat Israel hofften. Trotz allem gab es auch die Regierenden, also die Römer und die von ihnen eingesetzten Landesfürsten mit ihren politischen und militärischen Apparaten, sowie die Tempelhierarchie mit ihrem „religiösen“ Betrieb. Und das alles in einem kleinen Land. Die neutestamentlichen Schriften lassen Jesus als Wanderprediger in Galiläa auftreten. Danach war Jesus zunächst ein Schüler des Täufers und in dessen Schülergruppe eingegliedert. Für den Evangelisten Johannes ist das nicht wichtig. Er schildert, dass sich der Täufer als Vorläufer des erwarteten Messias verstand und dann anschließend die Begegnung des Täufers mit Jesus. Die Schilderung des Markusevangeliums nimmt er auf, um dann den Täufer sagen zu lassen: „..und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes“.[15]Dies ist gewissermaßen wie im ersten Akt. Im zweiten Akt beschreibt der Evangelist, wie sich um Jesus eine Schülergruppe bildet. Es gibt so etwas wie Liebe auf den ersten Blick und auch klare Erkenntnis in einem Augenblick. Das ist allein für den Evangelisten wichtig. Die Gruppe um Jesus (die sich nun bildet) erkennen in diesem Jesus den neuen „König von Israel“[16] Weil die christliche Kirche im Laufe der zweitausend Jahre ihre Glaubenslehre immer kompakter und dogmatischer verpackt hat, ist es so wichtig, dass wir versuchen, uns das tatsächliche Geschehen vor Augen zu führen. Ja, so konnte es gewesen sein. Was muss von diesem Joshua aus Nazareth an Kraft und Anziehung ausgegangen sein, dass sich so viele Menschen mit Haut und Haar an ihn banden, ihm vertrauten und ihr Leben oft radikal veränderten.  Wir können davon ausgehen, dass Jesus die offene Konfrontation vermied. Deshalb umging er die größeren Städte wie Sephoris und Tiberias. Er war ein Volksmissionar, wohl auch, weil er überzeugt war, dass das neue Israel nur von unten her wachsen kann und immer und zuerst bei dem Einzelnen anfängt. Wir können das in den Evangelien noch deutlich spüren, wie er auf der einen Seite „das Bad in der Menge“ genoss, auf der anderen Seite aber es liebte, mit einzelnen Menschen zusammenzusein. Er war Lehrer, Therapeut und vor allem Hoffnungsbringer. Von hier aus verstehen wir, warum Mahatma Gandhi  sich von Jesus so angezogen fühlte. Von hier aus ist auch zu verstehen, warum dieser Jesus trotz aller theologischen Verformung[17] seine Ausstrahlung bis heute behalten hat und im Herzen vieler Menschen lebt.

5. TOP SECRET: Die Apostolischen Ehepaare

Eigentlich hätte es ein Paukenschlag sein müssen, als der katholische Theologe Martin Ebner andeutete, dass die 12 Apostel in Wirklichkeit 12 Ehepaare waren[18]. Wenn das stimmte, wären die zölibatären Päpste und Bischöfe eine Abweichung von der Tradition, nur eine Modernität gewissermaßen. Also gehen wir auf Spurensuche. Der Evangelist Markus berichtet, dass Jesus aus der Gruppe um ihn zwölf Männer auswählte, die ständig bei ihm sein sollten und die er in die verschiedenen Orte senden könne, um die Frohbotschaft vom Gottesreich zu verkündigen und Dämonen auszutreiben.[19] Unter den Ausgewählten gab es offensichtlich eine Dreiergruppe, die einen Beinamen bekamen, und besondere Aufgaben hatten: Simon Kephas (> Petrus) und die Donnersöhne Jakobus und Johannes[20]. Hier weist Martin Ebner auf eine erste Spur. Jedem Leser des Evangeliums war es klar, dass die Zahl zwölf nicht zufällig von Jesus gewählt wurde, denn sie stand in den biblischen Überlieferungen immer für die zwölf Stämme des Volkes Israel, die jeweils durch ihre Stammväter, die zwölf Söhne Jakobs,  repräsentiert wurden. [21] Diese aber mussten alle verheiratet sein, um den Fortbestand des Gottesvolkes zu sichern. Es spricht deshalb alles dafür, dass die zwölf Apostel als neue Stammväter auch verheiratet waren. Von einem, nämlich Petrus, wissen wir das übrigens genau; für die christliche Kirche ist dies meist unangenehm. Die zweite Spur, dass die Zwölf  und viele andere im Schülerkreis Jesu verheiratet waren, ist nach Martin Ebner in dem Jesuswort vom Ehebruch erkennbar. Im Lukasevangelium heißt es: „Jeder, der seine Frau entlässt und eine andere heiratet, bricht die Ehe, und wer eine von ihrem Mann Entlassene heiratet, bricht die Ehe.“[22] Dies galt auch für alle, die sich Jesus anschlossen. Auch wenn sich einer nach derzeitigem Recht von seiner Frau trennt, ihr einen Scheidebrief ausstellt[23] , um sich dann Jesus anzuschließen, hat er kein Recht auf eine neue Ehe. Dies galt dann auch für „entlassene“ (und damit recht- und schutzlose) Frauen innerhalb der Gruppe, sie sollen tabu sein für die begehrlichen Männer, denn erst soll ihre Rechtslage geklärt werden. Die dritte Spur ist das Jesuswort vom begehrlichen Blick im Matthäusevangelium: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau begehrlich ansieht, hat schon in seinem Herzen die Ehe gebrochen.“ (Mt. 5,27). In der Jesusgruppe lebten Männer und Frauen auf engem Raum und unter ungewohnten Bedingungen zusammen. Deshalb mussten die Lebensregeln ganz klar sein. Die vierte Spur ist die so genannte Jüngeraussendung, wo Jesus die Zwölf paarweise aussendet (Mk 1,7). Dass hier Ehepaare und nicht einfach zwei Männer gemeint sein können, ist keineswegs so abwegig, denn aus der paulinischen Mission sind uns zwei missionierende Ehepaare namentlich bekannt: Priska und Aqulia (Apg, 18,2), Andronikus und Junia (Röm. 16,7).  Hierzu passt die fünfte Spur: “ Haben wir nicht das Recht, eine Schwester als Frau mitzuführen, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und (auch) Kephas?“(1 Kor, 9,5), so verteidigt Paulus seine eigene Situation, zu der eben auch gehört, dass er nicht allein sondern mit einer Frau lebt und arbeitet. Wenn diese These von Martin Ebner stimmte, dann ist zu verstehen, warum die Verfälschung der Anfänge aus antisexistischen und frauenfeindlichen Gründen zu der schwärenden Wunde der christlichen Kirche geworden ist. Denn dann hätten sich die frauenfeindlichen Radikalen, die es sowohl im Judentum wie in der ganzen hellenistischen Welt damals gab, schon sehr früh in der Jesusbewegung  durchgesetzt.  Ob die Ehefrau des Simon Petrus auch so zuversichtlich in die Welt schaute, wie die Frau in dem Aquarell von Ariane Beckmann?[24]

6. Zu zweit allein

Dieses Bild[25], Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen,  malte 1796 die Schweizer Malerin Angelika Kaufmann. Der Evangelist Johannes war Theologe und legte den Schwerpunkt seines Evangeliums auf komponierte Jesusreden. Aber dann kam hin und wieder der Historiker durch. So auch im 4. Kapitel, wo er die Geschichte von dem Zweisein Jesu mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen detailliert erzählt.  Jesus verlässt nach dem Evangelium Judäa (>Großraum Jerusalem) und zieht sich mit seiner Gruppe nach Norden nach Galiläa zurück. Dazu müssen sie durch Samaria, das für den gläubigen Juden als ziemlich heidnisch galt[26]. Jesus sitzt bei Sychar allein am Brunnen, denn (so erzählt es Johannes) die Jünger (und Jüngerinnen) sind in den Ort, gegangen, um einzukaufen. Er ist müde. Da kommt eine samaritische Frau Wasser holen. Weil der Wasserspiegel des Brunnen tief ist, muss das Wasser herausgeholt werden. Jesus spricht die Frau an: „Gib mir zu trinken“. Sie ist erstaunt, dass sie von einem jüdischen Mann angesprochen wird. Nun nutzt der Evangelist die Gelegenheit, um die Botschaft Jesu vom ewigen Leben darzulegen. Die Geschichte endet damit, dass Jesus zwei Tage in Sychar bleibt. In der Geschichte spiegelt sich wohl wieder, dass die frühe Jesusbewegung in Samarien positives Echo fand. [27] Aber wichtiger ist die völlig unverkrampfte Haltung Jesu: Allein in einem halbheidnischen (also auch feindlich gesonnenen) Land mit einer Prostituierten (das wird auch in der Geschichte erzählt). Er hat offensichtlich kein Problem damit. Jesus hatte keine Frauenscheu, war nicht frauenfeindlich und war so ganz anders wie die Männer seiner Zeit. Wie anders er war, zeigt sich auch in den Bemühungen der Evangelisten, diese Seite Jesu möglichst zurückhaltend zu behandeln. Aber seit die feministischen Theologinnen die Frauenfrage in die Forschung gebracht und auch Spuren und versteckte Hinweise deutlich gemacht haben. sehen wir vieles deutlicher. Typisch ist die Geschichte von Röm 16,7. Paulus richtet an die Gemeinde in Rom Grüße  aus. Dann heißt es: „Grüßt Andronikus und Junia, meine  Stammesgenossen und meine Mitgefangenen[28], welche hervorragend sind unter den Aposteln, die auch vor mir gewesen sind in Christus.“ Da es nicht sein darf, dass eine Frau als Apostolin bezeichnet wird, wurde aus Junia einfach ein Mann gemacht. Der Evangelist Johannes erzählt noch eine andere Geschichte, die mit wenigen kurzen Sätzen zeigt, wie empathisch dieser Jesus gewesen sein muss, so dass man sich noch nach 70 Jahren so lebendig daran erinnert. In einer der Ostergeschichten begegnet Maria Magdalena dem auferstandenen Jesus:“ Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr wenn du ihn (>den Leichnam) weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria. Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch: Rabbuni, das heißt: Meister.“ Wir wissen über die persönlichen Dinge Jesu wenig. Ob er verheiratet war oder in eheähnlicher Beziehung lebte, ob er lieber  als Single mit einer gemischten Gruppe lebte oder schwul war, wir wissen es nicht. Der jüdische Theologe Shalom Ben Chorin meinte zwar, dass Jesus wohl verheiratet war, denn sonst hätte man das Gegenteil erwähnt.[29] Aber dies ist kein historischer Beweis, sondern auch nur eine Annahme. Wir wissen es nicht. Aber die Evangelien lassen durchschimmern, dass Jesus zu vielen Frauen eine sehr persönliche Beziehung hatte. Er liebte die Frauen. Die Frage, warum sich in der frühen Jesusbewegung so schnell die Frauenfeindlichkeit und die mannorientierte Ordnung durchsetzte, dass diese sich auch in den neutestamentlichen Überlieferungen niederschlagen konnte, wird umso drängender.

7. Die wahren Jüngerinnen und Jünger

Der international renommierte Künstler Peter Weißkopff (†) aus Mönchengladbach malte Anfang der 80er Jahre dieses (unfertige) Bild für einen ökumenischen Pfingstgottesdienst im Bendorfer Hedwig-Dransfeld-Haus.[30] Wie durch ein Vergrößerungsglas schauen wir auf den vom Gottesgeist überwältigten Rest der Jüngergemeinde. Als dieses Bild für die  Gottesdienstgemeinde enthüllt wurde,  gab es betroffenes Schweigen. Peter Weißkopff hatte den Nerv getroffen. Es widerstrebt uns zutiefst, dass Kirche von Anfang an nicht eine Gruppe feinsinniger und harmonisch abgestimmter Menschen sondern ein „bunter“ Haufen war. Die Bibelwissenschaft spricht von „großen und kleinen Erzählfiguren“, die der Evangelist Markus in seiner Geschichte vom Gottessohn den Lesern vorstellt. Die „großen Erzählfiguren“ sind durchweg negativ gezeichnet; dazu gehören die unverständigen, machtbesessenen und ängstlichen männlichen Jünger Jesu, die ihn ablehnenden Einheimischen von Nazareth, viele seiner Verwandtschaft einschließlich seiner Mutter, die römische Soldateska, vor allem auch die religiöse Oberschicht und das Jerusalemer Establishment. Ihnen stellt Markus die „kleinen Erzählfiguren“ gegenüber, die in vorbildlicher Weise schon zu Lebzeiten Jesu dessen Sendung verstanden haben. In der Passionsgeschichte, die mit dem 14. Kapitel beginnt, ist die erste dieser wahren Jüngerinnen und Jünger Jesu eine namenlose Frau, die Jesus kostbares Salböl über das Haar gießt, eine Geste, die für den damaligen Leser des Evangeliums aus den alttestamentlichen Geschichten der Königssalbung bekannt war, allerdings mit einer Pointe, die wir leicht übersehen können. Denn Jesus wird hier von einer Frau wie ein König gesalbt und geht dann in den Tod. Die zweite „kleine Erzählfigur“ ist Simon von Zyrene, den Markus als Vater des Alexander und Rufus vorstellt, zweier Männer, die in der frühen Kirche offensichtlich in hohem Ansehen standen. Simon hat sich nicht öffentlich zu Jesus bekannt, was für die Römer ein Grund gewesen wäre, brutal einzuschreiten, aber er bleibt in der Nähe des Kreuzigungskommandos und kann deshalb gezwungen werden, dem zum Tode verurteilten Jesus so weit zu helfen, dass dieser noch den Weg bis zum Hinrichtungsplatz schafft. Die dritte „kleine Erzählfigur“ ist der römische (=nichtjüdische) Hauptmann. Der wird für Markus zum wichtigsten Zeugen für „den Gottessohn“. Dann folgen zwei Männer. Der erste ist Josef von Arimathäa. Markus erwähnt seinen Titel „Ratsherr“ kaum zufällig. Für ihn ist Josef von Arimathäa ein Gegenspieler zu dem damaligen Jerusalemer Hohen Klerus. Der Ratsherr setzt sein Leben ein, denn wer sich für einen Hingerichteten einsetzt, muss damit rechnen, selbst als Feind der Römer beseitigt zu werden. Nun bringt Markus die wichtigsten Kronzeugen für die Jesusbewegung ins Spiel: Fünf Frauen werden mit Namen genannt. Die etwas undeutliche Aufzählung legt den Schluss nahe, dass diese Frauengruppe wahrscheinlich noch größer als die namentlich Benannten war. Zweimal wird Maria aus Magdala und zwar als erste genannt. Die frühe Kirche wird ihr den Titel „Aposta Apostolorum“ (Apostolin der Apostel) geben und das gläubige Volk hat sie bis heute nicht vergessen. Maria aus Magdala, die Apostelmutter Maria und Salome sind für den Evangelisten die Zeugen der Auferstehung. Auch Petrus zeigt sich in diesem Zusammenhang in einem anderen Licht. Für Markus ist Petrus zweifellos eine zentrale Person, aber nicht weil er „Schlüsselträger“ wurde, sondern wegen seiner Schwachheit und wegen seines ständigen Versagens. Obwohl er offensichtlich in der Jesusgruppe die Rolle eines „Alphatieres“ spielt, wird er zum warnenden Beispiel des Versagens. Nicht zufällig steht die Warnung vor dem Versagen in der dritten (>Hahnenschrei) oder vierten (>Frühe) Nachtwache – und damit mit einem deutlichen Hinweis auf Petrus – als letztes Erzählstück vor der Passionsgeschichte. Es ist auch kein Zufall, dass der Verkündigungsauftrag an die Frauen ausdrücklich Petrus als Adressaten nennt. Auch er gehört noch dazu, weil er sein Versagen erkannt hat, das will Markus den Lesern seines Evangeliums deutlich machen.

8. Selbsttranszendenz

Das frühste biblische Zeugnis von der Auferstehung finden wir im 1. Korinther-Brief des Apostel Paulus[31]. Paulus beruft sich auf die Überlieferung, dass Christus am dritten Tag auferweckt worden ist. Wenn die biblischen Schriften rein historisch verstanden werden, ist diese Zeitangabe folgerichtig. Dann wäre Jesus am Rüsttag vor dem Schabbat gestorben  und am Tag nach dem Schabbat auferstanden. Jedoch bereits der zweifache Hinweis im Paulusbrief „gemäß den Schriften“ könnte ein Hinweis auf eine theologische Bedeutung der Zeitangabe sein. Im Buch Exodus wird die Gottesepipanie für die Israeliten angekündigt: „Am dritten Tag nämlich wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabsteigen“ (Exodus 19, 11). Im Buch des Propheten Hosea steht die Verheißung: „Am dritten Tag richtet Er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht“ (Hos. 6,2). Uns ist die Zahlensymbolik nur noch im Aberglauben erhalten[32], aber für die damaligen Ohren war es ganz leicht heraus zu hören, dass die Drei ein Hinweis auf Gott war: „Gott hat ihm neues Leben geschenkt.“  Wenn wir die Drei-Tage-Frist nicht als zeitliche Angabe verstehen müssen, ist der Auferstehungsglaube der ersten Jüngergemeinde auch für den heutigen Menschen leichter nachvollziehbar. Walter Simonis hat als erster katholischer Theologe den Versuch einer Rekonstruktion gewagt.[33] Er rekonstruiert einen längeren Gruppenprozess, in dem die Botschaft vom Ewigen Leben als Frucht des Todes Jesu für die Menschheit verstanden wird.[34] Wir kennen dieses Phänomen der Verwandlung durch einen Gruppenprozess bei Aufmärschen, Events; aber auch  bei persönlichen Erschütterungen und  erlebten Katastrophen; auch bei süchtigen und religiösen Gruppen. Der Weg zwischen Halluzination (Erleben einer fiktiven Wirklichkeit) und Mystik (tiefere Sicht der Wirklichkeit) kann sehr parallel laufen. Auf einmal erscheint vieles / alles im anderen Licht.[35] Nicht die Wirklichkeit sondern ihre Erfahrung verändert sich. Die ist der Mehrwert des spirituellen Weges. Auch die Aussage „Jesus als Erster der Auferstandenen“ kann von hier aus theologisch verstanden werden – im Sinne einer Betonung der Bedeutung und Einmaligkeit. Wir wissen nicht, woher wir kommen, wir wissen nicht wohin wir gehen, aber wir wissen uns geborgen in der Hand Gottes – so wie Jesus vor seinem Tod betet: Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist. Diese Hoffnung wird durch Jesus neu bestätigt und durch seine Kahal weitergetragen. Vielleicht ist es heute wichtiger denn je, dass wir diese Hoffnung in unserem Herzen neu entfachen. Das Herrenwort im Johannesevangelium, wer mir glaubt, hat das ewige Leben, ist heute so wahr, wie vor 2000 Jahren.

9.Mutation

Das Bild wurde als Phantombild des Apostels Paulus von einem Beamten des Landeskriminalamtes NRW 2008 erstellt. Eine wesentlich ältere Beschreibung findet sich  in den Paulusakten, einem der Apostelromane aus dem Ende des 2. Jahrhunderts: ein kleiner Mann mit kahlem Kopf und krummen Beinen, kraftvoll, mit zusammengewachsenen Brauen und leicht hervorstehender Nase, voller Gnade (χαρις), sein Gesicht schien bald das eines Engels, bald eines Menschen zu sein.[36] Paulus war ein Diasporajude, er stammte aus Tarsis, hatte eine Ausbildung als Zeltmacher und das römische Bürgerrecht; er  beherrschte Latein, Griechisch und Hebräisch, war ausgebildet im römischen Recht, in rabbinischer Theologie und in hellenistischer Philosophie. Nach der biblischen Überlieferung gehörte Paulus zu den orthodoxen Eiferern und beteiligte sich aktiv an der Ketzerverfolgung. Doch dann durchlebte er einen Bekehrungsprozess, der zu einer irreversiblen Veränderung seines Lebens führte. Paulus entdeckte in dem gekreuzigten Jesus von Nazareth den von den Juden erwarteten Messias und sah es als seine Aufgabe an, die Botschaft von dem Retter der Welt und der Rettung durch ihn bis an die Grenzen des Römischen Reiches zu bringen. Dabei war im sehr schnell klar, dass die Loslösung von den kultisch –rituellen Verpflichtungen des orthodoxen Judentum unumgänglich war. Er berief sich auf die griechische Septuaginta und verzichtete auf Aramäisch und Hebräisch. Paulus blieb Jude, aber sein Judentum war gewissermaßen mutiert, also angepasst an die hellenistische Welt, so wie das hellenistische Judentum bereits getan hatte. Innerhalb kurzer Zeit gelang es Paulus viele kleine Hausgemeinden zu gründen und er schaffte mit seinen Briefen ein dichtes Kommunikationsnetz. So wie sich der rabbinische Theologe Saulus selbst veränderte, so formt er die Jesusbewegung um, so dass sie in die hellenistische Welt passte. Heute nach 2000 Jahren fragen wir kritisch, ob nicht damit durch diese Mutation wesentliche Anliegen Jesu unter den Tisch gefallen sind. Die frühe Kirche hat deshalb instinktiv mit der Kanonbildung die Paulinischen Schriften mit den vier Evangelien unlösbar zusammengebunden. Das Evangelium von Israels  Gottessohn (Markus) und die Botschaft von der Rettung der Heiden gießt die christliche Kanonbildung[37] wie beim Glockenguss untrennbar zusammen, damit die ganze Schöpfung wieder zurück geführt wird zu ihrem Ursprung. Paulus lebte und dachte eschatologisch: Die irdische Zeit läuft aus, das Gottesreich breitet sich aus, der Jesus Christos hat den Zeitablauf unwiederbringlich umgestellt. Deshalb hielt er es für besser, nicht zu heiraten und keine Kinder zu haben. Aber Paulus verstand sich auch als Apostel der Freiheit. Das Wort Jesu vom „Nicht Lasten aufbinden“ gehörte zu seinem Evangelium. Dass Paulus in seiner Reisegruppe auch immer eine Frau als Begleiterin bei sich hatte, verteidigt er vehement und beruft sich auf Simon Petrus.

 

 


 


[1] Das hebräische Wort „Kahal“ (Volk, Gemeinschaft, Versammlung, Gruppe) hat sich nach dem Tod Jesu nicht durchgesetzt und wurde durch das griechische Wort „Kyriake“ (zum Herrn gehörend) ersetzt. Die Sprachentrennung Hebräisch (Juden) und Griechisch ( Christen) war Teil des Entfremdungsprozesses zwischen den beiden Gruppen, die aus dem Tempeljudentum erwuchsen..

[2] Das Bild (Jesus begegnet den Emmausjüngern ) wurde Ende der 60er Jahre von der Eisenacher Künstlerin, Käthe Volberts (†), gemalt. Es ist im Besitz des Autors.

[3]Diese Studie ist im Sinne des Urheberrechtes geschützt. Sie darf nur zum nichtkommerziellen Gebrauch und unter Angabe des Autors verwendet werden. Dieter Kittlauß, Koblenz-Olper-Straße 115, 56170 Bendorf/Rhein, dieter.kittlauss@online.de

[4] Da man in der Vergangenheit davon ausging, dass Jesus ein Nazaräer – Gelübde angegeben hatte, ging man bisher von einem unbeschnittenen Vollbart aus.

[5] Martin Ebner reiht das Markusevangelium in die zeitgenössische Literaturgattung des Romans ein, in dem der Evangelist das Leben und Sterben „seines Helden“ darstellt und seine Gemeinde zur Nachfolge aufruft. Vgl. Das Markusevangelium , Katholisches Bibelwerk 2008.

[6] Man sprach aramäisch und lebte nach den Regeln des Tempeljudentums..

[7] Wir haben uns an die lateinische Form Jesus gewöhnt.

[8] Man sprach griechisch, es gab feste Straßen, ein Bank, Schulen und Sportstätten, auch Kanalisation und Wasserversorgung. Josephus ist der frühste Zeuge. Nach der Zerstörung im Jahre 4 n.Ch. wurde Sephoris unter Herodes Antipas neu aufgebaut. Seit 1950 wurde das alte Sephoris durch die Archäologie ausgegraben.

[9] Im Johannesevangelium gibt es eine wichtige Spur: „Dass sagte er (> Kajaphas) nicht aus sich selbst, sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, dass Jesus für das Volk sterben werde. Aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln.“ (Joh. 11,51f)

[10] Mk1,29-31

[11] Fenster von Bertram Geiger; 2007 Katholische St. Thilo-Kirche in Heiningen (Kreis Wolfenbüttel).

[12] Mk 3,34f

[13] Joh 19, 26f

[14]Quelle für das Bild: Phantombild auf der Webseite asitalmundobotija.com.uy im Jahre 2010.

[15] Joh. 1,34

[16] Joh. 1,49.

[17] Je stärker die Jesusbewegung in die hellenistische Welt hineinwuchs, um so stärker wurde die Verformung durch Philosophie, Kaiserkult, Götterlehren. Heute nach 2000 Jahren müssen wir es erst wieder lernen, die biblischen Traditionen (die ja Glaubenszeugnisse sind und sich als solche auch verstehen) mit den Augen der frühen Christen zu lesen.

[18] Artin Ebner, Jesus von Nazaret in seiner Zeit, Verlag Katholisches Bibelwerk 2004.

[19] Mk 3,13-18

[20] Söhne des Zebedäus, Jakobus wird als der Ältere bezeichnet, um in von dem jüngeren Jakobus, einem der Geschwister Jesu zu unterscheiden. Auch Paulus weist im Galaterbrief (Gal 2,9) auf die Dreiergruppe hin.

[21] Die 12 Söhne Jakobs sind nach dem Buch Genesis (Gen 29,31 ff) die Stammväter des Volkes Israel. Zur Zeit Jesus existieren nur noch die Stämme Juda und Benjamin.

[22] Lk 16,18. Im klassischen Judentum war die Ehescheidung möglich, wenn sie nach bestimmten Regeln verlief. (Dtn 24, 1-4.) Die Tradition hat daraus ein Vorrecht des Mannes gemacht, die Ehefrau einfach entlassen zu können. Dies wird von Jesus verurteilt. Wie schwer sich die ersten Generationen der Jesusbewegung mit diesem Wort Jesus taten, lässt sich an dem Einschub „abgesehen von Unzucht“ (Mt 5,31f) im Matthäusevangelium erkennen.

[23] Der die wirtschaftliche Situation der Frau regelte.

[24] http://www.kunstnet.de/werk/225521-ehepaar

[25] Wikipedia

[26] Nach der Zerstörung des Nordreiches wurde Samarien neu besiedelt und die Bindung zum Jerusalemer Tempeljudentum unterbrochen.

[27] In der Apostelgeschichte unternehmen Philippus, Simon Petrus und Johannes Reisen nach Samarien und werden sehr wohlwollend aufgenommen (Apg. 8,4-13).

[28] Das Griechische kennt bei Sammelbezeichnung nur das Genus masculinum.

[29] Das Verheiratetsein war das Normale.

[30] Durch die Insolvenz des Hedwig-Dransfeld-Hauses gilt das Bild als verschollen.

[31] 1 Kor. 15,1ff. Die Datierung wird einhellig auf die Jahre 55-56 gelegt.

[32] Sieben für Glück, dreizehn für Unglück.

[33] Walter Simonis, TB Auferstehung und ewiges Leben?, Düsseldorf 2012. Simonis hält einen Zeitraum von zwei Jahren für durchaus realistisch.

[34] Als Beispiel für diese Selbsttranszendenz sei auf die existenzanalytische Anthropologie V. Frankl`s hingewiesen. Von hier aus ist auch zu verstehen, dass christliche Kirche von Anfang an die Hoffnung auf das Ewige Leben verinnerlicht hat.

[36] Die verborgenen Akten der ersten Christen, hrg. Von Edgar Hennecke, maris Verlag 2006 (Nachdruck 1924)

[37] Klärungsprozess über die anerkannten Schriften.

DKT Jun 25th 2012 08:35 pm Biblische Studien,Theologie Keine Kommentare bisher Facebook Kommentare

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