Peter Weisskopff: Mysterium vitae – Adventsgespräch mit Frau Weisheit

(Erstveröffentlichung November 2008: nach dem Tod von Peter Weißkopff (25.7.56   1. 11. 2008)

Mysterium Vitae – Geheimnis des Lebens

Nachdem Peter Weißkopff am 1. November im Alter von 52 Jahren plötzlich verstorben war, zeigte ich Frau Weisheit das Bild, das bis 1997 in der Bendorfer HDH-Kapelle gehangen hat. Ich wies auf den dunklen Fleck in der Mitte und fragte: „Ist das ein Symbol für Gott?“ Frau Weisheit nickte: „Gott als die Mitte der Schöpfung, das große Geheimnis, Peter hat das genial gemalt“. „Ja“, sagte ich, „das steht schon in der Bibel: Gott wohnt in unzugänglichem Licht und doch ist er bei uns und in uns.“  „Die wichtigsten Dinge in unserem Leben sind voller Geheimnisse“, bemerkte Frau Weisheit. Nach einer Weile fragte ich nach den beiden Tieren.  Frau Weisheit lächelte: „Obwohl Peter aus Mönchengladbach kam und nicht wie Du aus Weimar,  kannte er das Wort des Geheimrats von den zwei Seelen in unserer Brust besser als du.“ „Ich weiß, was du meinst“, sagte ich, „wir sind oft hin und her gerissen, jeder von uns.  Manchmal sind wir zärtlich und dann schlagen wir zurück.  Wir Männer besonders.“ „Ja“, sagte Frau Weisheit, „In der Regel sind es die Männer, die töten und vergewaltigen. Deshalb hat es einen tiefen Sinn, dass ein Mann am Kreuz zum Bild für unsere Erlösung wurde“.  Dann fuhr sie fort: “Peter hat in dem Bild noch eine weitere Botschaft gegeben. Der Kopf ist unten und noch dazu mit gespaltener Zunge.“. „Was bedeutet das?“, fragte ich sie. „Das ist ein Hinweis, dass  wir oft aus  dem Bauch und nicht mit dem Kopf entscheiden und“, sie wurde leiser, „oft auch ohne Herz. Das hängt wohl mit unseren biologischen Wurzeln zusammen“ „Ist das nicht ein sehr pessimistisches Menschenbild?“, fragte ich sie. Sie zögerte wieder, dann sagte sie:“ Auch die gute Schöpfung Gottes ist ambivalent. Bereits Kain und Abel fielen aus dem Rahmen. Die Welt auf dem Bild ist schön und schrecklich. Peter hatte ein tiefes Gespür für die Unstimmigkeit in unserer Welt.  Vielleicht deshalb stehen die Worte Jesu daneben, um uns zu erinnern, dass auch wir oft schizophren sind.“ „Und was bedeuten die riesigen Flügel, die nach unten hängen?“, fragte ich. Sie schaute mich an: „Sie sind ein Bild für Deine Seele. Ist es nicht auch in Deinem Leben so, dass Du manchmal so richtig am Boden liegst, keine Kraft spürst, keine Perspektive siehst, weder Glaube noch Hoffnung hast?“ „Ja“, sagte ich, „ich weiß, was Verzweiflung bedeutet. Es gibt Situationen, da könnte man meinen, dass das Leben sinnlos und Gott nur ein Wunschtraum ist.“ Doch da blitzten ihre Augen: „Siehst du, wie unter den kraftlosen Flügeln das Licht des Himmels durchscheint? Peter hatte ein schweres und kompliziertes Leben, aber er wusste vom Leben vielleicht mehr als Du oder der Papst.“ „Dann ist dieses Bild doch ein Hoffnungsbild?“, fragte ich. Frau Weisheit schwieg lange, dann sagte sie: „Aber nur wenn du dieses Bild in Dein Herz lässt. „Ja“, sagte ich, „ich erinnere mich an den Ostermontag 1985.  Peter wollte nicht an den Gottesdiensten der Karwoche teilnehmen. Er war damals voller Aggressionen gegen alle Frommen. Doch dann wollte er mit seinem Freund ein Bild gestalten und dies der Ostergemeinde schenken. Als Peter das Bild am Ostermontag im Gottesdienst vorstellte und nach einer Deutung gefragt wurde, erwiderte er gereizt, dass  jeder das Bild für sich erklären müsse. Dann sprach er zu der   versammelten Ostergemeinde harte Worte, alle waren sehr betroffen. Es gab sogar Tränen.“ Da sagte Frau Weisheit mit einem Lächeln: “So wurde das Bild durch Tränen geheiligt“. „Ja“,  sagte ich, „deshalb hatte ich das Gefühl, gerade dieses Bild gehört in die Kapelle. Es war auch gut so.  Aber Einige  haben das damals nicht verstanden.“ sagte ich etwas traurig, „und es war keinesfalls ein  Zufall, dass das Bild schließlich aus der Kapelle wieder entfernt wurde, als ich keinen Einfluss mehr hatte.“ „So ist das Leben“, sagte Frau Weisheit und legte mir tröstend die Hand auf die Schulter,  „deinem Meister ist es nicht besser gegangen, ihn haben sie sogar angespuckt und gefoltert“. Dann ließ sie mich allein. Und ich ging meinen Weg weiter über die Straßen dieser Welt.

 

Peter Weißkopff (gestorben am 1. November 2008) gehörte zu den unentdeckten Künstlern unserer Zeit. Seine Zeichnungen und Bilder spiegelten seine Sicht unserer Welt wieder.

 

 

 

 

 

 

 

Peter Weißkopff ; Maske. Der Künstler liebte das Hintergründige und Surreale. So sah er die Welt.

Peter Weißkopff: :Die BeschwörungFederzeichnung DIN A 4. Unsere Welt gehört den Insekten.

Kittlauss Nov 4th 2012 03:33 pm Gespräch mit Frau Weisheit,Spiritualität und Keine Kommentare bisher Facebook Kommentare

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