Andere Bilder von der Erlösung

Der österreichische Künstler Andreas Feichtinger nannte sein Bild „Erlösung“. Der Künstler hat freundlicherweise das Bild für diese Studie zur Verfügung gestellt. Weitere Werke von Andreas Feichtinger sind auf seiner Webseite einzusehen: http://www.feichtinger-art.org . .

Diese kleine Studie ist weder eine systematische Darstellung des christlichen Glaubens noch eine Kampfschrift gegen den Katholizismus, sondern das Ergebnis des schärferen Hinsehens zum Thema „Erlösung“. Geführt von einem sorgfältig ausgewählten Bild, traten einzelne Facetten und vor allem Fragen in den Blick. Dabei war die Geschichtlichkeit unseres Glaubens immer im Blick. Da ich kein kirchliches Amt habe und nicht in einem theokratischen Staat lebe, kann ich angstfrei denken und schreiben. In dieser Hinsicht fühle ich die europäische Aufklärung bei mir angekommen. Das gewählte Eingangsbild stammt von dem österreichischen Künstler Andreas Feichtinger, der ihm den Titel „Erlösung“ gegeben hat.[1] Wir sehen: Ein Mensch (> Jesus) hängt am Kreuz. Hat ihn der Künstler mit weiblichen Attributen gemalt? Vielleicht so: Dass Jesus von Nazareth ein Mann war, ist historisch verbürgt  – aber es ist nicht Glaubensinhalt, dass das Mann-Sein theologische Qualität hat. Vielleicht aber auch, dass es in der Regel die Frauen sind, die von Männern gekreuzigt werden.  Auch die christliche Kirche hat hier  bis heute eine reiche Tradition.[2]

Emanzipation statt Sündenfall

Hugo van der Goes malte 1467 dieses Bild. Es wird im Kunsthistorischen Museum Wien gezeigt. Quelle: Wikimedia Commons.

Als die jüdischen Theologen im Babylonischen Exil (598-539) den Glauben der Vorfahren sammelten, neu ordneten und interpretierten, wurden alte mythische Geschichten eingefügt, um die Situation der Menschheit in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit zu erklären – so auch die Paradiesesgeschichte (Buch Genesis 2,4b -3,24). Warum ist Gott für uns unsichtbar? So nah und so fern? Warum gibt es Männer und Frauen? Warum ist das tägliche Leben der meisten Menschen so schwer? Warum ist für die Frauen Schwangerschaft und Geburt so beschwerlich und gefährlich? Warum haben wir mit der Sexualität so viele Probleme? Die Geschichten der jüdischen Theologen,  Weisheitslehrer und Dichter  ihres Volkes,  wurden  weitererzählt von Generation zu Generation und dann auch aufgeschrieben.  Weil wir Menschen der Moderne uns schwer tun mit der mythischen Sprache (>Märchen, Sagen, Geschichten, Gleichnisse, Bilder, hintergründiges Erzählen), müssen wir sie neu lernen. Der Mythos erzählt, was alle angeht – gestern wie heute und auch morgen. Dabei kann uns die Kunst helfen, die immer eine Nähe zur Mythologie hatte.  1477 malte Hugo van der Goes[3] auf einem Diptychon die Sündenfallgeschichte.  In der rechten Hand hält Eva eine angebissene Frucht, mit dem linken Arm greift sie in den Baum, um eine weitere Frucht zu pflücken. Adam streckt erwartungsvoll seine linke Hand aus. Mit der rechten Hand bedeckt er abwehrend sein Geschlechtsteil. Offensichtlich ist es ihm peinlich, nackt da zustehen. Sicherlich nicht zufällig, hat der Künstler in der Bildkomposition die verführende Schlange der Eva zugeordnet und ihr auch das Gesicht Evas gegeben. Die Schlange ist die zweite Eva. Damit beschrieb der Künstler das negative Frauenbild der christlichen Kirche: Die Frau ist die eigentliche Ursache des Unheils und Adam ist ihr erstes Opfer. Im 4. Jahrhundert wird daraus die Erbsündenlehre und die ganze christliche Erlösungslehre kommt dazu: durch das Blut des Lammes werden die Gerechten reingewaschen.  Der Tod Jesu und die Taufe werden zu einem Reinigungszeremonial in der Hand der Kirche verbunden. Alle, die sich taufen lassen, werden gerettet. Hier wären die Geschichten der Zwangstaufen zu erzählen, von geschlachteten Sachsen, spanischen Muslimen, Indianern in Amerika, verfolgten Juden und vor allem von den  ungeborenen Kindern, die im Mutterleib mit einer Spritze getauft werden. Der katholische Theologe Walter Simonis ist einer der ersten, der den  alttestamentlichen Mythos vom Sündenfall neu anschaut und in seinem ursprünglichen Sinn als Geschichte der Emanzipation des Menschen aus dem Tierreich  versteht.[4] Eine faszinierende Deutung: Sünde als Preis der Befreiung aus der Enge der Evolution zum individuellen Menschen, der in Freiheit und Liebe seine eigentlichen Wesensmerkmale hat.

 Der neue Jona [5]

Der Prophet Jona rettet sich

Drei Tage und drei Nächte brauchte der Prophet Jona im Bauch des Fisches, bis er bereit war, sich seiner Aufgabe neu zustellen. Der hier gezeigte Epitaph stammt aus Sarleinsbach in Österrreich und befindet sich in der Pfarrkirche St. Peter. Das Bild wurde von Wolfgang Sauber freigegeben (Creatiuve Commons).

Für die Jesusjünger gab es keinen Zweifel, dass der Gottessohn Jesus von Nazareth der verheißene[6] Messias war. Mit vielen Umschreibungen und Bildern wurde dieser Glaube ausgedrückt. Besonders wichtig wird der Vergleich mit Jonas, dem alttestamentlichen Helden. [7]Jonas weigert sich nach Ninive zu gehen, um die Stadt zu warnen. Seine wunderbare Rettung durch den großen Fisch fließt frühzeitig in die Jesusrückblicke ein. „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein“, diesen Satz legte der Evangelist Matthäus in den Mund Jesu (Mt.12, 40). Jesus ist der neue Jona, der sein Volk Israel und darüber hinaus die Völker außerhalb Israels unter Einsatz seines Lebens rettet. Soweit der biblische Hintergrund.

Jona ist aber auch der Prototyp des Rechtgläubigen. Als das Schiff, in dem er fliehen will, in einen Sturm kommt, offenbart er sich den verängstigten Ruderleuten: „Ich bin ein Hebräer und verehre Jahve[8], den Gott des Himmels, der das Meer und das Festland gemacht hat.“ Er hält es  für angemessen, dass die gottlosen Menschen bestraft werden und will sich deshalb dem göttlichen Auftrag, die große Stadt Ninive zu warnen und zur Umkehr aufzurufen, durch die Flucht entziehen. Das 4. Kapitel  des Jona-Buches schildert nun in dramatischer Erzählkunst, wie Jona durch Gott gezwungen wird, seinen Exclusivglauben aufzugeben.  Am Schluss bleibt die Geschichte offen, aber der letzte Satz gibt die Deutung: „Mir (> spricht Gott zu Jona) aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können – und außerdem so viel Vieh?“ Das Bild „Jesus als neuer Jona“ erinnert an diesen letzten Satz des Jonabuches. Die frühe Kirche ging bald einen anderen Weg. Der Weltenrichter bestimmte nun die Apsis der Kirchen. Vielleicht ist es gut, dass viele nach einer Neuinterpretation unserer Erlösungslehre verlangen. Auch das Wort von Friedrich Nietzsche ist nicht überholt: „Die Christen müssten mir erlöster aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte“.

 

Fünf Brote und zwei Fische für die Völker

Dieses Bild wurde im Internet gefunden. Es handelt sich wohl um ein Fensterbild oder um eine Schülerzeichnung. Eine Urheberschaft wurde nicht festgesetellt.

Dieses moderne Bild erinnert an die Geschichte der Speisung der Fünftausend, die der Evangelist Markus in sein Evangelium aufgenommen hat (Mk 6,30-44).[9] Jesus „ordnete ihnen  (>den Menschen) an, dass sich alle, Mahlgemeinschaft für Mahlgemeinschaft in das grüne Gras am Ufer des Sees Genezareth zu Tische legen sollten. Und sie ließen sich nieder, Gartenbeet für Gartenbeet, zu hundert und zu fünfzig. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel, sprach das Lobgebet und brach die Brote und gab sie den Schülern, damit sie (sie) ihnen vorsetzten, und die zwei Fische teilte er allen aus. Und es aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf an Brocken die Füllung für zwölf Tragekörbe – und von den Fischen. Und die die Brote gegessen haben, waren 5000 Männer.“[10] Die hier gewählte wörtliche Übersetzung gibt der Geschichte einen ganz neuen Klang und offenbart ihren eigentlichen Sinn. Im griechischen Originaltext steht zweimal das Wort Symposion . Es erinnert an die vielen Mahlzeiten, die Jesus mit ganz unterschiedlichen Menschen als Zeichen für das Leben im Reich Gottes gehalten hat. Dann diese zunächst merkwürdige Formulierung  „Gartenbeet für Gartenbeet“. Doch wer vorher Psalm 23 liest, weiß sofort, was gemeint ist: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf einem Ort mit frischem Gras, und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Markus bezieht  den Psalm 23, den natürlich jeder fromme Israelit auswendig kannte, auf Jesus.  Auch das Wort „Schüler“ entspricht  dem griechischen Text. Die Gruppe um Jesus war fließend. Viele waren Schüler des Täufers gewesen. Dass viele Frauen dabei waren, ist später eine eher peinliche Erinnerung. Das ganze Geschehen hat jüdischen Klang. Jesus handelt wie ein jüdischer Hausvater: Er ordnet an, er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, er blickte zum Himmel, er sprach das Lobgebet und er regelte das Verteilen, sie legen sich zu Tische. Sie gruppieren sich in fester Ordnung, so wie früher die Israeliten beim Wüstenzug und beim Einzug in das gelobte Land. Die Geschichte hat eucharistischen Klang. Dann die Zahlen – ganz im Sinne der jüdischen Mystik. 7  (= 5 +2) ist die heilige Zahl, was hier geschieht ist göttliches Geschehen – wie beim brennenden Dornbusch. Die 5 erinnerte an die Thora, die fünf Bücher des Mose; die zwei an die anderen heiligen Schriften, die Propheten und die Schriften. Der Mensch lebt aus dem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Und dann kommt das Finale der Geschichte: Jesus will die 12 Stämme Israels wieder sammeln wie eine Henne ihre Küken. Und es wird so viel übrig bleiben, dass die Völker der Welt davon ernährt werden können.  Die Botschaft vom Evangelium, von der väterlichen Fürsorge Gottes, kann weitergegeben werden, über Israel hinaus bis an die Grenzen der Welt. Bereits in der damaligen griechisch – römischen Welt gab es zweifellos politische Bekämpfung des Judentums, wenn es durch Fanatismus und Rebellion zum Störenfried wurde. Es gab aber auch eine verbreitete Hochachtung für die hohe Sittlichkeit und Bildung des Judentums. Bis in die byzantinische Zeit gab es besonders im Osten und Süden einflussreiche jüdische Gemeinden. Die christlichen Gemeinden profitierten von diesem jüdischen Schutzschirm. Doch je mehr das Christentum sich von seiner jüdischen Wurzel entfernte und vor allem an der Macht des Kaisers partizipierte, um so weiter wurde die Kluft zwischen den beiden Schwestern (Synagoge und Ecclesia) und um so größer wurde die Versuchung,  die Jesusbewegung nach staatlicher Gewalt zu formen und zu verändern. Bereits im 4. Jahrhundert hatte  der Bischof von Rom wegen des Petrusgrabes und als einziger Patriarch des untergehenden weströmischen Reiches besondere Wertschätzung. Die Folgen sind beträchtlich: Beseitigung aller nichtchristlichen Religionen (Tempelzerstörung und Bücherverbrennung), theologische Enterbung des Judentums durch die christliche Kirche, Zwangsbekehrung der Barbaren. Die Blutspur hinter den Christen ist nicht zu übersehen.

 

Der treue Zeuge

1955 – 1957 sammelte die katholische Jugend des (heutigen) Bistums Erfurt für eine katholische Kirche in Weimar-Schöndorf auf der östlichen Seite des Ettersberges, hinter dem das ehemalige KZ Buchenwald errichtet war. Das Kreuz ist eine stilisierte Nachbildung des Altarkreuzes und stammt von dem Erfurter Goldschmied Jochen Kaiser (+).

Am Weimarer Ettersberg gibt es drei wichtige Orte: Das Konzentrationslager hinter der Bergkuppe, das Denkmal von Fritz Cremer auf der Seite zur Stadt hin und am rechten Auslauf die katholische Bonifatiuskirche in Weimar-Schöndorf, die 1955-1957[11] von der katholischen Jugend der DDR gebaut wurde. Als Erinnerung für die Spendenaktion konnte ein Wandkreuz erworben werden, das von dem Erfurter Goldschmied Jochen Kaiser entworfen war. Das Kreuz orientierte sich nicht am Leidenskreuz der Gotik sondern  am romanischen Triumpfkreuz. Nicht das Leiden an sich sondern die Zeugenschaft bis in den Tod hinein ist im Blick. Dies entsprach der damaligen liturgischen Bewegung in Deutschland. Es gehört ja zu den Merkwürdigkeiten des Christentums, dass das Kreuz als Hauptsymbol mehrere Jahrhunderte überhaupt nicht üblich war. Erhalten ist ein Graffitto aus dem dritten Jahrhundert, das 1856 im Pädagogium, dem Internat der kaiserlichen Pagen, auf dem römischen Palatin entdeckt wurde. Vor einem gekreuzigten Mann mit einem Eselskopf steht ein junger Mann, von dem in Griechisch erklärt wird: Ale Xamenos verehrt Gott.  Wie zurückhaltend die christliche Kunst mit Leidens- und Kreuzesdarstellungen lange Zeit war, sieht man daran, dass das älteste Kreuzbild aus dem Jahre 432 stammt. An den Holztüren der römischen Kirche Santa Sabina ist ein Bild erhalten, dass die drei Gekreuzigten in Siegerpose und ohne Kreuz zeigt.[12] Als vierhundert Jahre später das Kreuz als christliches Symbol nachweisbar ist, finden wir das Kreuz ohne Corpus.[13] Tausend Jahre Christlicher Glaube ohne Kreuz. Eigentlich widerspricht dies unseren tiefsten Gefühlen. Aber auch in der christlichen Theologie finden wir solche Widersprüche. Die Botschaft, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und zwar „für uns“, gehört zum innersten Kernbereich des Neuen Testamentes. Paulus dürfte der Erste sein, der als ausgebildeter Theologe eine ganze Dogmatik entwickelt, um die Öffnung des Judentums in die (heidnische) Völkerwelt zu rechtfertigen. Für Lukas ist es der Wille Gottes, dass Jesus als der Messias leiden musste[14] und auch für den Verfasser des Hebräerbriefes war es „ Gottes gnädiger Wille, dass er (> Jesus) für alle den Tod erlitt.“ (Hebr. 2,9). In der Apokalypse ist Jesus als „der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der (neuen) Schöpfung Gottes“, der in der Endzeit als das Lamm mit seinen Getreuen wiederkommt. (Apk. 3,14; 14, 1-5). Auch der christliche Glaube verändert sich, wird neu und anders verstanden, hat Geschichte und – was nicht ganz unwichtig ist- hat auch eine Irrtums- und Unheilsgeschichte. Das Christentum ist zweifellos eine Religion der Liebe, aber hinterlässt auch tiefe Spuren von Gewalt und Intoleranz bis in unsere Zeit. Das Kreuz erinnert uns auch daran, dass es fromme Leute waren, die das „Kreuzige ihn“ schrien. Ähnlich war es, wenn die Ketzer gefoltert und umgebracht wurden – die Richter waren immer fromme Männer. Das Kreuz ist auch ein Zeichen der Warnung: Missbrauche nicht die Frohe Botschaft von Jesus für Deinen Fanatismus oder Dein Machtstreben.

 

Ecclesia und Synagoge

Im 12. Jahrhundert verfasste die Äbtissin Herad von Landsberg für ihre mitschwestern eine Enzyklopädie über die wichtigsten Themen des Lebens. Obwohl das Original verschollen ist, sind ausgezeichnete Kopien erhalten.. Quelle des Bildes: Wilhelms Space, Weseite des lutherischen Bischofs Wilhelm in Südafrike.

Im 12. Jahrhundert verfasste die Äbtissin Herad von Landsberg für ihre Mitschwestern eine Enzyklopädie „Hortus Deliciarum“ ( > Garten der Köstlichkeiten) über die wichtigsten Themen des Lebens.[15]Auf dem Blatt der Kreuzigung Jesu werden Szenen der Evangelien gezeigt. Auffallend für den Betrachter sind zwei reitende Frauengestalten rechts und links vom Kreuz in das biblische Geschehen eingefügt. Sie stellen links die christliche Ecclesia (Kirche) und rechts die jüdische Synagoge. Der Vergleich der beiden Frauen zeigt die tiefe Verachtung des Judentums durch die christliche  Kirche. Die verschleierte und mit einem blutroten Gewand bekleidete Synagoge reitet auf einem kraftlosen Esel, der entsetzt auf ein Skelett in einem offenen Sarg schaut. Im Arm hält sie ein Messer (Beschneidung), ein  Opfertier[16] und ein Buch (> Thora). Ganz im Gegensatz dazu die triumphierende Ecclesia, die das Blut Jesu mit einem Kelch auffängt. Die christliche Kirche ist die Vermittlerin des Erlösungstodes Jesu. Ihr Reittier ist stark durch die vier Köpfe (>vier Evangelien[17]). Die Toten steigen hoffnungsvoll aus ihren Gräbern, durch die Kirche wird der Tod besiegt. Mit dem ungläubigen Hingerichteten wendet sich die Synagoge vom Kreuz ab. Die biblische Prophezeiung vom Untergang des abtrünnigen Israel geht in Erfüllung für alle Zeiten. Dahinter steht die Überzeugung, dass die christliche Kirche allein und total das neue Volk Gottes ist. Sie hat deshalb auch legitim das Erbe des Judentums übernommen: die Psalmen, die biblischen Schriften und alle Verheißungen. Die hebräische Schrift wird zum Symbol des Alten, der Vorhang des Tempels ist für immer zerrissen. Die Geschichte des Volkes Israel und die biblischen Schriften haben für die Christen nur eine einzige Bedeutung: Die Hinführung auf den menschgewordenen Gott und seine Braut, die christliche Kirche. Die antijüdischen Passagen der neutestamentlichen Schriften waren Teil eines innerjüdischen Streites. Als christlichen Gemeinden stärker wurden, verschärften sich die Auseinandersetzungen von beiden Seiten. Als das Christentum durch die Politik Macht bekam, begann es mit der Vernichtung der heidnischen Kultur und Religion – vor allem aber des Judentums. Für die  mittelalterlichen Theologen wäre es eine Zumutung gewesen, dass Juden und Heiden Anteil an dem Erlösungswerk Christi bekommen.

Das Lied des Lachens, der Hoffnung und der Auferstehung

Der Sänger und Dichter Orpheus stieg in die Unterwelt, um seine geliebte Eurydike zu befreien. Das Bild stammt aus der Katakombe des Marcellinus. Quelle: Wikimedia Commons.

Das Christentum war wie ein Schwamm, der die religiöse Welt um sich herum aufsaugte und den alten  Geschichten und ihren Bildern einen neuen Inhalt gab. So war das auch mit Orpheus, dem Spielmann der griechischen Mythologie, der in Eurydike verliebt war. Als diese durch einen Schlangenbiss sterben musste, stieg Orpheus in die Unterwelten, um Hades, den Herrn der Toten,  mit seiner Musik zu motivieren, Eurydike freizulassen. Dies gelang, aber weil Orpheus die gestellte Bedingung, auf seinem Rückweg in die Welt der Lebenden sich nicht umzuschauen, nicht erfüllte, musste Eurydike in den Unterwelten bleiben. Bereits im zweiten Jahrhundert finden wir in den römischen Katakomben, Christus als Orpheus dargestellt: mit phrygischer Mütze, Lyra, Plektron und lauschenden Tieren.[18] Clemens von Alexandrien gab die Deutung; Wie Orpheus geht Christus nach seinem Tod für die Menschheit in die Unterwelten, um die bereits verstorbenen Gerechten, voran Adam und Eva, in das endgültige Leben zu führen. [19]Aber im Unterschied zu Orpheus schaut der Christos nicht zurück, sondern kehrt ohne zurückzuschauen mit den Gerechten zurück, um von nun an die ganze Menschheit in die Vollendung zu führen. Für Clemens von Alexandrien ist die Lyra die Kirche, mit der der Spielmann Gottes das Lied des Lachens, der Hoffnung und der Auferstehung spielt. Das Plektron aber ist der Heilige Geist, der das rettende Lied erklingen lässt, denn die Kirche spielt nicht ihr eigenes Lied. Wie stark dieses Thema in die christliche Tradition hineinwuchs, kann man daran erkennen, dass die mythologische Sprache direkt in die Glaubensbekenntnisse eingegangen ist. So beten wir noch heute im Apostolikum: hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. In der ökumenischen Einheitsübersetzung wurde die mythologische Sprache der lateinischen Fassung  abgeschwächt: descendit ad inferos (>hinabgestiegen in die Unterwelten) wird zu „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Zur Falle wurde die ehrwürdige Tradition, weil wir die gewaltigen Bilder des Mythos historisch deuteten. Wenn der katholische Theologe Hubertus Halbfas in seinen letzten Büchern davon spricht, dass wir „in einer Zeit, nach dem Glaubensverlust“ leben, meint er nicht die Bedeutungslosigkeit der biblischen Tradition oder den Verlust an Spiritualität, sondern die formelhafte, nicht übersetzte Glaubenslehre der Kirchen, die je nach Zweckmäßigkeit die Bildersprache der Bibel durch verpflichtende Dogmen ersetzt hat.[20]

 

Der verwundete Heiler

Der Kentaur (Tiermensch) Chiron galt als Heiler und Pädagoge. Das Bild zeigt Chiron mit seinem Schüler Achilles. Standort: Nationalmuseum Neapel. Quelle: Wikimedia

In der griechischen Mythologie ist der Kentaur (> Mensch – Tier) Chiron ein großer Heiler und der Lehrer von Achilles ( > hier im Bild) und Asklepsios, dem Patron der Ärzte bis heute. Bei der Rettung des Prometheus wird Chiron von einem vergifteten Pfeil der Hydra getroffen. Wegen seiner unsagbaren Schmerzen und zugunsten des Prometheus verzichtet der Halbgott auf seine Unsterblichkeit.  Zur Belohnung holt ihn Zeus in den Götterhimmel. Diese Geschichte vom verwundeten Heiler, der bereit ist, sein Leben hinzugeben, und deshalb zu einem „Stern der Hoffnung“ wird, war zurzeit Jesu im ganzen Mittelmeerraum bekannt. So ist es kein Wunder, dass für die frühe Jesusbewegung  die Erinnerungen an den Heiler Jesus von Nazareth eine große Rolle spielt. „Er heilte viele, dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren“, schreibt der Evangelist Markus (Mk 3,10). Und auch für die erste Jesusgemeinde steht neben der Verkündigung der Frohen Botschaft die Heilung der „Kranken und Geplagten“ an, so beschreibt es Lukas in seiner Apostelgeschichte (Apg. 5,12-15). Die Sehnsucht nach dem Göttlichen ist immer auch die Sehnsucht nach Heilung von Leib, Geist und Seele. Das Faszinosum der frühen Kirche muss ihre heilende Kraft gewesen sein. Erlösung war ganz im Jetzt und Hier verankert, schloss den auf jeden Menschen zukommenden Tod ein und gab Geborgenheit über den Tod hinaus. Im 19. Jahrhundert bekamen die Kirchen einen großen Aufschwung, weil die Heilung als zentrale Aufgabe verstanden wurde. Die Gründung der zahlreichen Krankenorden war die Folge. Dass heutzutage das Christentum so blutleer ist, liegt nicht nur an der verlorengegangenen Frohbotschaft  sondern auch an der verlorengegangenen Heilungskraft.

Das Bild des Heilers birgt noch eine zweite Aussage:  Der Heiler ist verwundet. Nur weil er verwundet ist, kann er heilen. Dies bedeutet: körperliche Nähe zu den „Kranken und Geplagten“ und Teilhabe an ihrem Leben, Einfühlungsvermögen in die Probleme der anderen Menschen, liebende Sorge für alle, die  – schuldhaft oder zufällig – auf die Schattenseite des Lebens geraten sind. Nicht nur sieben Mal verzeihen, aber auch das „liebe dich selbst“ gehört dazu. Der verwundete Heiler leidet mit Gott an seiner Schöpfung. Das Gotteswort des priesterlichen Schöpfungsberichtes „Gott sah es, dass alles gut war“ (Gen 1,18) bezieht sich wie so oft in der Bibel als Hoffungswort auf die Zukunft. Dass Bild von der geöffneten Seite Jesu ist Wiedergabe der Ist-Situation der Schöpfung. Die christlichen Kirchen werden bedeutungslos, wenn sie die Barmherzigkeit verlieren.

 

Erlösung

Im Trierer Dom wurde 2012 der Hl. Rock gezeigt. Die Lichtstreifen wurden vom Fotografen gewollt, gewissermaßen um ein Zwielicht zu erzeugen.

Erlösung? Wovon? Bis in unsere Zeit war dies für viele keine Frage. Da gab es drei   Antworten. Erstens:  Ursünde von Adam und Eva als Erbsünde – verstärkt durch das Weitersündigen der kommenden Generationen. Zweitens: durch den Kreuzestod Jesu Christi wurde Gott versöhnt und  der Weg zum ewigen Heil wieder begehbar. Drittens: Die Kirche als das Neue Gottesvolk ermöglicht es, diesen Weg auch zu gehen. Diese Lehre, unübersehbar erweitert zu einem  dogmatischen System, widerstreitet jedoch all unserem  Wissen und ergreift nicht mehr unser Herz. Deshalb gibt es auch wenig Freude über diese Erlösung. Auch die Ergriffenheit so vieler Menschen in der körperlichen Nähe (Schauen, vorbeigehen, berühren) des Trierer Herrenrockes führt uns nicht weiter. Für die Pilger geht es um die unausrottbare Sehnsucht des Menschen nach Heilung und Geborgenheit – doch die Objekte und Lehren sind austauschbar.  In Asien wurde zum ersten Mal das Haupt Buddhas ins Ausland gebracht. Der fromme Japaner verneigt sich vor dem Altar seiner Ahnen. Die provokatorische Trierer Parallelausstellung von der „Hose des Karl Marx“ sollte uns zur Zurückhaltung ermahnen, auch wenn mehr als 500.000 Pilger in Trier waren. Zweifellos war die erste Jesus-Generation von diesem Jesus von Nazareth so ergriffen, dass „ihr Herz brannte“.  Es gab auch mystische Nähe zu ihm, wie wir aus der Vita vieler Frauen und Männer wissen. Man singe nur einmal das alte Lied „Schönster Herr Jesus“. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns, der in der Nachfolge dieses Jesus von Nazareth leben möchte, ein persönliches Credo braucht. Für mich heißt das: „Ich weiß nicht, woher ich komme. Ich weiß nicht wohin ich gehe. Aber ich fühle mich geborgen in der Hand Gottes.“ Und es ist mir leichter, wenn ich spüre, dass dieser Jesus wirklich einer von uns ist. Ich weiß, dass unser Leben auf dem Leben der früheren Generationen aufruht, aber wir müssen deshalb nicht alles so denken, wie sie es gedacht haben? Auch wir haben das Recht,  unseren Erfahrungen  und Visionen eine Sprachgestalt zu geben, die wir mit Kopf und Herz verstehen? Das Erstaunliche ist ja, dass wir uns dabei nicht von der Tradition abschneiden müssen. Im Gegenteil, je mehr wir uns von den betonartig uns eingemeißelten Glaubensformeln befreien und uns die Freiheit nehmen, den geschichtlich gewordenen Glauben  „wie einen kostbaren Schatz“ vorstellbar, lebbar und für mich persönlich stimmig zu heben, um so mehr gleichen sich Leben und Glauben an. Von dem großen Theologen und Mystiker, dem Erfurter Mystiker Meister Eckehart, ist uns ein Gebet überliefert: „ O hoher Reichtum göttlicher Natur, zeige mir Deine Wege, die Du in deiner Weisheit gewonnen hast und öffne mir den gar kostbaren Schatz, zu dem Du mich gerufen hast: vernünftig zu verstehen, mit den Engeln über alle Kreatur Liebe zu besitzen und zu genießen, mit Deinem eingeborenen Sohn, unserm Herrn Jesus Christus zu erben, Dich gemäß Deiner ewigen Weisheit zu empfangen.“

 

Hand in Hand

Das Bild wurde im Internet gefunden. Eine Urheberschaft ist nicht bekannt.

Papst Benedikt hat die katholischen Bischöfe angewiesen, im Text der sogenannten Wandlungsworte das Wort „für alle“ durch die Fassung des Tridentinischen Messbuches „für die vielen“ zu ersetzen. Gemeint ist der Sinn des Todes Christi. Diese imperiale Anweisung der Römischen Kirche korrigiert den ausdrücklichen Wunsch des II. Vatikanischen Konzils. Ein Entgegenkommen für die konservativen Kräfte in der Katholischen Kirche und das schrittweise Zurückgehen zur Tridentinischen katholischen Dogmatik ist nicht zu übersehen. Dies ist kein ausschließlich katholisches Phänomen. Immer deutlicher scheiden sich in allen christlichen Kirchen die Geister, ob eine Erneuerung bejaht oder abgelehnt wird. Solche Auseinandersetzungen finden wir in der Jesusbewegung von Anfang an. Für Paulus ist die Deutung des Kreuzestodes Jesu verbunden mit einer Loslösung vom Tempeljudentum. Später kommt die Auseinandersetzung mit der religiös-geistlichen Welt der Antike, die Adaption der altgriechischen Philosophie, die Besinnung auf die Botschaft der neutestamentlichen Schiften und die Auseinandersetzung mit der europäischen Aufklärung. Der Kampf um die Deutehoheit des Evangeliums (wer ist im wahren Christentum?) bezieht sich oft auf die äußere Gestalt von Kirche, aber viel tiefgreifender auf die Deutung der christlichen Frohbotschaft insgesamt. Es geht um Korrektur von Lehre und Praxis, wobei viele Probleme miteinander verschränkt sind. Der Beispiele sind viele- Da geht es um die Rückführung der Erlösungslehre in die Schöpfungslehre. Kirche muss auf ihre prophetisch – heilende Funktion zurückgeführt werden. Wir  Christen müssen uns endlich als Wegbegleiter der ganzen Menschheit auf ihrem Weg vom Diesseits zum Jenseits verstehen[21], als Werkzeuge für die Vollendung der Schöpfung. Am Anfang des Markusevangeliums steht programmatisch: „ Erfüllt ist die Zeit, und nahe gekommen ist das Reich Gottes; denkt um und glaubt an die Frohe Botschaft“. (Mk 1,15)  Die Orientierung auf Hölle, Sünde und Gericht muss wieder durch die Frohbotschaft eingegrenzt werden. Von Gott kommen wir und zu Gott gehen wir, aber immer sind wir getragen von den Händen Gottes, dies ist die Frohe Botschaft des Spielmanns Gottes. In der Sprache des ZEN spricht Willigis Jäger von Gott als dem großen Ozean, aus dem wir wie eine Welle kommen und zu dem wir als Welle  zurückkehren. Auf der Webseite der Benediktiner in Neumexiko findet sich ein Bild vom Schöpfer als dem gestaltenden und spielenden Gott. Wenn heute die Theologie nach neuen Gottesbildern sucht, die unserem Weltbild entsprechen, dann ist das nicht Glaubensabfall sondern vollzieht sich in der Nachfolge der großen Mystiker und Theologen. Die Mitte der Frohbotschaft: : Als Jünger Jesu mit ihm, unserem Herrn und Bruder, Hand in Hand mit allen Menschen auf dem Weg zur Vollendung.  Im ersten Buch der Könige wird die Geschichte vom Propheten Elias erzählt, darin ist seine Gotteserfahrung eingebettet: „Uns siehe, der Herr ging vorüber, und es kam ein gewaltiger Sturm, der die Berge Stürzte und die Felsen zerbrach. Aber Gott sprach nicht im Wind. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben, und es wütete im ganzen Land. Aber Gott sprach nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, das alles von Menschen Gebaute verbrannte. Aber Gott sprach nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stille. Und im Rauschen der Stille – da sprach Gott.“ Wenn wir Christen uns wieder einreihen in die Frommen und Weisen aller Welt, werden wir Licht auf dem Berge und Sauerteig für die Anderen sein. Dies bedeutet nicht Verharmlosung von Sünde und Schuld, aber sehr wohl Leben im Sinne der Bergpredigt Jesu.

 

Der Schöpfergott

und sein kosmisches Abenteuer

Das Bild vom Schöpfergott stammt von der Webseite der Benediktiner in Neumexiko (USA). Es ist von einem der Mönche als Miniatur gemalt. Ansprüche auf Urheberschaft sind nicht erkennbar.

Auf der Webseite der Benediktiner in Neumexiko findet sich ein Bild des Schöpfergottes. Das Bild vom gestaltenden und spielenden Gott ist uns weniger vertraut. Gott inmitten seiner Schöpfung erinnert an das biblische Wort „durch ihn, und mit ihm und in ihm“. Gott ist nicht der ewige Beweger der griechischen Philosophie und nicht die causa pura ( lediglich Ursache)  sondern die Mitte des Kosmos. Das Bild ruft uns auf, Theismus und Pantheismus wieder als die beiden Seiten der einen Medaille zu erkennen und weist uns darauf hin, dass die Schöpfung eine Werde-Welt ist. Der Schöpfer  erhält seine Schöpfung und arbeitet weiter daran. Unfertigsein und Entwicklung gehören zur Schöpfung und damit Irrwege und Zwischenlösungen. Gott ist mit seiner Schöpfung eine unlösbare Symbiose eingegangen, er hat sich selbst verwandelt und gebunden. Die Apokalypse verheißt: Er wird ihr Gott sein. Als Christen sehen wir in Jesus von Nazareth einen Quantensprung in dem kosmischen Abenteuer Gottes. Bereits die frühe Jesusbewegung gab deshalb ihrem Kyrios immer neue  Prädikate: Alpha und Omega, der neue Adam, der Erste und der Letzte, der ewige Sohn Gottes, der menschgewordene Logos, Erlöser der Welt. Machen wir uns bewusst, dass es sich hier um Bilder handelt, die wie einzelne Töne auf das Urkerygma[22] hinweisen: Jesus, der Christos, hat durch sein Leben und Sterben die Botschaft vom ewigen Leben in unsere Welt gebracht. Er hat das tiefste Geheimnis des Kosmos, den liebenden und uns erhaltenden Gott,  (neu) geoffenbart. Er hat die Pforten der Hölle, die sich als Bild des Grauens in die Seele des Menschen eingegraben hatten, verschlossen und uns bewusst gemacht, dass wir Töchter und Söhne des lebendigen Gottes sind. Dieses Urkerygma (> Osterglaube) ist nun die Grundmelodie in unserer Welt. Als seine Jüngerinnen und Jünger sind wir gerufen, die Melodie vom Leben auch nach seinem Tod weiter klingen zu lassen: Wir kommen von Gott und gehen zu Gott, gehend über Löwen und Nattern[23], aber  getragen von Seiner starken Hand und durchdrungen von Seinem Geist. Die Anschaulichkeit des Bildes vom Schöpfergott erinnert uns aber auch daran, dass alle unsere Vorstellungen vom Göttlichen nur Bilder sind, also Metaphern, mehr unähnlich als ähnlich[24]. Anders ausgedrückt: Das Göttliche ist mehr in unserem Herzen als in unserem Kopf. Aber eigentlich gehört es ja zu unserem Leben, dass wir so vieles nicht verstehen. Deshalb gingen die Mystiker wie Meister Eckehart und Mechthild von Helfta gerne den Weg der theologia negativa: Gott ist nicht (wie die Welt ist), Gott liebt nicht (wie wir Menschen uns lieben), Gott hat nicht einen Anfang und auch kein Ende (wie wir Menschen).  Und wenn heute vom Göttlichen als „Sehnsucht“ gesprochen wird, als „Mitte der Welt“, als die „Kraft, die uns alle verbindet“, „als Tiefe, die uns auffängt“, dann ist das nicht Sprache des Unglaubens sondern der Mystik. Das christliche Credo (> ich glaube) müsste vielleicht auch besser heißen „ich hoffe“. In einem der Taizè – Lieder heißt es: „Meine Hoffnung, meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“


[1] Die Erlaubnis zur Verwendung des Bildes wurde gegeben. Biographie und Werk des Künstlers sind  über seine Webseite einzusehen; http://www.feichtinger-art.org/
[2] Diese Studie ist als geistiges Eigentum des Autors geschützt. Kopieren, Druck und Weitergabe zu kommerziellen Zwecken ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Erlaubnis des Autors möglich.
[3] Artikel Wikipedia.
[4] Walter Simonis, Woher kommt das Böse? …wenn Gott gut ist. Styria 1999.
[5] Wikipedia, Artikel  Buch Jona. Bild ebd. Christus als neuer Jonas ( 1595 ), Pfarrkirche Sarleinsbach/OÖ
[6] Messias (hebräisch: Der Gesalbte), der Christos (griechisch), Redemptor (lateinisch). Der katholische Theologe Martin Ebner gibt  in seinem kleinen Buch zum Markusevangelium einen tiefgründigen, aber leicht verstehbaren Kommentar.
[7] Das Buch Jonas in der Zwölfprophetensammlung wird von den meisten Theologen ins 2. – 5. Jahrhundert v. Chr. eingeordnet. Es ist eine religiöse Lehrgeschichte, die dazu aufrufen will, nach dem Willen Gottes zu leben. Im Islam zählt Jona als Prophet und Vorläufer Mohammeds. In Literatur und bildender Kunst wurde die Jona-Legende oft aufgegriffen.
[8] Die Einheitsübersetzung gebraucht den Gottesnamen ohne eine Umschreibung.
[9] Dieses Bild stammt aus einem privaten Blog : quiltjona.blogspot.com.
[10] Die Übersetzung folgt Martin Ebner: Das Markusevangelium , Bibelwerk 2008.
[11] Weil man damals erwartete, dass sich der Ortsteil Schöndorf zur Stadt erweiterte. Heute werden Pfarrhaus und Kirche von einer kleinen Schwesternkommunität bewohnt.
[12] Wikipedia Artikel „Santa Sabina“. Josef Imbach, Marias Panzerhemd und Josefs Hosen, Patmos 2011.
[13] Apsis der Kirche Sant Apollinare in Ravenna zwischen 700 und 900.
[14] In der Apostelgeschichte lässt Lukas den Petrus im Tempel auftreten. Der klagt die Anwesenden des Verrates an, gesteht ihnen aber Unwissenheit zu und fordert sie zu Buße und Umkehr auf. (Apg 3, 11-26).
[15] Das Original ging verloren, erhalten sind nur Kopien.
[16] Obwohl der Opferkult nach der Lukanischen Apostelgeschichte auch für die erste Jesusgemeinde noch bedeutsam und nach der Zerstörung des Tempels nicht mehr allgemein praktiziert und schließlich gänzlich abgeschafft war.
[17] Deshalb auch die vier verschiedenen Füße.
[18] Paul M. Zulehner, Kirchenvisionen, Patmos Verlag 2012.
[19]In den orthodoxen Kirchen wurde die Höllenfahrt  des Christos-Orpheus zu einem zentralen Inhalt von Ostern und zu einem wichtigen Thema von Theologie und Kunst. In der deutschen Sprache (des Volkes) bürgerte sich der Begriff „Höllenfahrt“ ein.
[20] Hubertus Halbfas, Glaubensverlust, Patmos Verlag 2011; ders. , Religionsunterricht nach dem Glaubensverlust, Patmos Verlag 2012.
[21] Wie es Walter Simonis sehr schön beschreibt.
[22] Paul Zulehner, Kirchenvisionen, Patmos 2012.
[23] Psalm 91, der im christlichen Stundengebet in der Komplet gesungen wird.
[24] 4. Laterankonzil 1215: „ Zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung lässt sich keine Ähnlichkeit feststellen, ohne dass eine größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.“ Denzinger 806)

Kittlauss Jun 29th 2012 04:27 pm Biblische Studien,Katholische Kirche kontrovers,Theologie Keine Kommentare bisher Facebook Kommentare

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